Kletterfestival 2024: Organisator Nils Beste plaudert aus dem Nähkästchen
Frankenjura.com - 25.05.24
Nils Beste von Petzl organisiert wie schon 2019 und 2022 das Kletterfestival vom 30. Mai bis zum 02. Juni 2024 im Frankenjura. Wir haben ihm am Freitagabend - sechs Tage vor Festivalbeginn und kurz vor Dienstschluss - acht Fragen zum aktuellen Stand gestellt. Der 41-jährige Bergführer gibt einen Einblick hinter die Kulissen.
Frankenjura.com: Hallo Nils, in ein paar Tagen startet das diesjährige Frankenjura-Kletterfestival. Wo hakt es noch?
Nils Beste: Tatsächlich vor allem beim Vibram-Truck, der dieses Jahr aufs Gelände kommen will! Der wiegt 26 Tonnen! Die Jungs bringen ein mobiles Wiederbesohlungslabor mit. Das Problem ist, dass es in den nächsten Tagen gelegentlich regnen wird und der Truck das Gelände deshalb nicht befahren kann. Aber wir sind gerade dabei, zu improvisieren und suchen einen guten Platz vor dem Gelände.
Die zweite Challenge ist, dass in den letzten Tagen der Bayerische Rundfunk voll auf unseren Festival-Zug aufspringt. Die kommen mit mehreren Sendungen zum Festival und dadurch gibt es in den letzten Tagen noch sehr viel zu tun, weil die Teams Drehgenehmigungen haben möchten, Interviewpartner suchen und an Workshops teilnehmen wollen. Das ist gerade meine Baustelle. Aber eine sehr schöne, weil das für alle Seiten dann eine schöne PR ist, auch für die Region und für die FrankenPfalz.
Frankenjura.com: Wenn man die Berichterstattung in den sozialen Medien verfolgt, wird das Festival zu DEM Treffpunkt der deutschsprachigen Kletterszene. Täuscht der Eindruck?
Nils Beste: Nein, der Eindruck täuscht nicht und es geht vielleicht noch ein bisschen darüber hinaus: Nicht nur Treffpunkt der deutschsprachigen, sondern - wenn man auf den High End-Bereich schaut - sogar einer der internationalen Kletterszene. Tenaya kommt zum Festival mit vielen bedeutenden spanischen Athleten, die auch international prominent sind. La Sportiva kommt mit einigen ihrer internationalen Athleten, Rafiki aus Tschechien und die italienischen Schuhmarken sind am Start und so kommt einiges zusammen.
Gestern habe ich mit Martina Demmel telefoniert. Sie war positiv überrascht, wie sehr sich das Festival auch in ihren Kreisen herumgesprochen hat. Es kommen wirklich viele zum Kletterfestival nach Franken, was mich natürlich total freut und klar wir von Petzl haben ja auch einiges an Prominenz auf der Bühne.
Frankenjura.com: Was sind die Veranstaltungs-Highlights in diesem Jahr?
Nils Beste: Boah, das ist natürlich schwer! Ich persönlich finde den Freitagabend super faszinierend. Da wird die Iranerin Nasim Eshqi auf der Bühne stehen, die mit ihrer Botschaft ja weit über´s Klettern hinausgeht und auch einen gesellschaftlich politischen Aspekt zu dem ganzen noch beisteuert. Sie gilt als sehr stark in ihrer Botschaft, die sie vermitteln möchte. Da bin ich selbst gespannt wie intensiv das wird! Und natürlich danach das Highlight mit den drei wilden Belgiern auf der Bühne, die wahrscheinlich einfach nur eine richtig geile Show rocken und vermutlich auch eigene Musik machen werden.
Aber dann sind da auch die ganz vielen kleinen Punkte auf dem Filmabend am Donnerstag. Wir zeigen richtig schöne, auch berührende Filme. Beispielsweise von dem an Mukoviszidose erkrankten Klaas Willems, der beim letzten Festival schon dabei war, gibt es einen Film „Still alive“. Wir haben noch eine Videobotschaft von ihm bekommen, in der er erzählt, dass es für ihn auch ein Start in eine andere Karriere war, als er vor zwei Jahren auf dem Festival war und da seinen ersten großen Vortrag gehalten hat. Dadurch konnte er die Gelder für „Still alive“ akquirieren und so sowas sind natürlich bewegende Highlights. Und dann freue ich mich natürlich besonders auf die Party am Samstagabend. Da haben wir wieder zwei richtig lustige Acts an Land ziehen können.
Ha, und dann haben wir es geschafft, eine DWS-Wand auf das Festivalgelände zu holen. Die wird jetzt gerade - während ich das Interview gebe – aufgebaut. Dafür ist ein fetter Truck aus Tschechien gekommen. Das Team baut eine 5 m hohe Wand direkt an den Beckenrand des Schwimmbads. Höher gehen durften wir leider nicht wegen der geringen Wassertiefe. An der Wand gibt's immer zwei haargleiche Boulder, die parallel geklettert werden können. Es gibt zwei Tage lang eine Quali und am Samstagabend dann ein Finale, in dem es im K.O.-System gegeneinander geht. Für die Routen kommen richtig gute Routenbauer mit internationaler Wettkampferfahrung. Wir haben dafür ziemlich viel Geld in die Hand genommen und ich glaube, das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen.
Frankenjura.com: Beim letzten Festival waren Workshops sehr beliebt. Gibt es in diesem Jahr mehr Workshops als vor zwei Jahren? Und hat man als Kurzentschlossener noch Möglichkeiten, daran teilzunehmen?
Nils Beste: Ja, da haben wir in diesem Jahr tatsächlich noch mal mehr als in den letzten Jahren. Das sind inzwischen so um die 50 Workshops. Es gibt einige, die für jedermann zugänglich sind und dann gibt's aber auch solche, für die man sich Vorfeld anmelden musste und deren Anmeldung überwiegend abgeschlossen ist. Die Resonanz war überwältigend. In den ersten Stunden nach der Eröffnung der Workshops waren die buchbaren Workshops bereits voll. Dabei konnte pro Teilnehmer nur ein kostenpflichtiger Workshop gebucht werden, so dass möglichst viele zum Zug kommen.
Wer aber die Anmeldung verpasst hat: Auch an den Ständen selbst passieren ganz viele Kleinigkeiten, die zum Teil auch gar nicht auf der Homepage stehen. Zum Beispiel bei Vibram gibt es eine Risskletter-Challenge, die Kletterretter machen ganz viele kleine Workshops an ihrem Stand und Deuter bringt einen Boulderblock mit, an dem man selbst schrauben und auch bouldern kann. Wir selbst sind mit einem Standplatzbrett vertreten, an dem man Standplatzbau üben kann.
Dann gibt es aber auch einige Sachen wo man sich jetzt noch spontan anmelden oder einfach am Wochenende dann hinkommen kann. Zum Beispiel gibt es Exkursionen mit dem Naturpark Fränkische Schweiz, die noch nicht komplett ausgebucht sind, es gibt noch Mountainbike-Touren, Yoga, den Reparaturservice, die DWS-Wand, der Erbse zeichnet Comics, die Bergwacht ist mit einem Heli da und so weiter. Es gibt also einiges an offenem Programm.
Frankenjura.com: Was hat sich im Vergleich zu den früheren Festivals noch geändert?
Nils Beste: Wir haben tatsächlich dieses Jahr ein paar Food-Trucks reingeholt! Es wird einen richtig coolen Kaffeewagen geben, die bereiten auch Crepes zu, also eher Süßkram. Und dann gibt's noch einen Falafel-Wagen und einen Burger-Truck, die auch jeweils vegane und vegetarische Speisen anbieten! Also es ist wirklich für jede Geschmacksrichtung gesorgt. Eigentlich kann man sich auf dem Fest voll verpflegen lassen. Auch ein Frühstücksbuffet wird's wieder geben vor dem Schwimmbad an der altbekannten Stelle.
Frankenjura.com: Wie steht es um das Wetter? Gibt es ein Veranstaltungszelt, falls es doch mal regnet?
Nils Beste: Ja, das ist tatsächlich ein Thema! Ich bin heute morgen - heute ist Freitag, sechs Tage vor dem Festival - tatsächlich ein bisschen bedrückt aufgewacht, weil sich die Wetterprognose noch mal komplett verändert hat. Eigentlich war sie für´s Festivalwochenende sehr gut angesagt, aber jetzt ist die Wetterlage gerade so instabil, dass die Vorhersage sich verschlechtert hat. Zumindest die Temperaturen werden – Stand jetzt - nicht so hoch und ab und zu kann es ein bisschen tröpfeln.
Es werden aber keine großen Niederschlagsmengen erwartet. Genau deswegen gibt es ein Schlechtwetterzelt, allerdings passt da nicht die komplette Technik rein. Deswegen hoffe ich, dass wir das nicht verwenden müssen. Die letzten Male stand es eigentlich immer als gutes Omen da und wurde dann nicht genutzt. Das war und ist die Hoffnung auch für dieses Mal. Schauen wir, ob wir noch Glück haben. Möglich ist es durchaus, denn die Wettervorhersage ist noch nicht so definitiv für die Zeit des Festivals.
Frankenjura.com: Frankenjura.com: Petzl setzt beim Kletterfestival auf Klimaschutz und bietet wie 2022 wieder ein Kletterer-Shuttle an. Welche Kletterfelsen werden in diesem Jahr angefahren und ist der Service wieder kostenlos?
Nils Beste: Ja, einen Shuttleservice gibt es wieder. Appell an alle: Bitte nutzt ihn! Beim letzten Festival waren nämlich noch Kapazitäten frei. Das Ganze ist komplett kostenlos und von uns finanziert. Der Bus fährt eine einstündige Schleife von Königstein Richtung Hirschbach und dann über Hartenstein nach Rupprechtstegen, Velden und über Neuhaus-Bahnhof wieder zurück zum Festival. Da werden wirklich viele Felsen angefahren, prominente Wände wie das Schlaraffenland, die Mittelbergwand, die Ankatalwand, den Roten Fels und so weiter.
Genau, und auch vom Festivalgelände selbst gibt´s ja noch einige Felsen, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad gut erreichen kann. Für die vier Tage ist wirklich genug Felsauswahl geboten, ohne das eigene Auto bewegen zu müssen.
Frankenjura.com: Gibt es eigentlich den silbernen Petzl-Wohnwagen wieder?
Nils Beste: Den Petzl-Caravan meinst du? Diesen silbernen Airstream-Caravan aus Amerika? Ja, der wird wieder da sein. Den haben wir als deutsche Filiale dieses Jahr unseren französischen Kollegen abgekauft, weil der denen eigentlich eher ein Klotz am Bein war. Der ist ja beim letzten Mal auf halber Strecke zum Festival verreckt, weil die Zugmaschine des VW-Buses mit dem Gewicht des Caravans überfordert war. Da ist ein Kollege von uns mitten auf einer viel befahrenen Bundesstraße liegen geblieben und hat stundenlang den Verkehr blockiert.
Und in diesem Jahr ist der Caravan gleich in Frankreich auf der Autobahn liegen geblieben, vermutlich weil dessen Handbremse nicht richtig arretiert werden konnte, aber dann bei der Fahrt doch reingerutscht ist und dadurch die Kupplung der Zugmaschine demoliert hat. Wir sind dann noch mal mit einem Auto aus Deutschland rübergefahren und haben das Ding jetzt hier vor unserem deutschen Büro stehen. In den nächsten Tagen bringen wir ihn in den Frankenjura. Wir freuen uns auch darauf, weil es mit der herausfahrbaren Bühne ein cooles Eventfahrzeug ist und schon allein optisch was her macht. Den Caravan wird es also wieder geben, dafür haben wir alles getan!
Frankenjura.com: Vielen Dank Nils, wir freuen uns auf das Festival!
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