Leserbrief zum Thema "Einrichten und Sanierungen von Kletterrouten in der Fränkischen"

24.08.02

Von Ewald Gauster aus Wien erreichte uns folgender Leserbrief zum genannten Thema. Diesen möchten wir hier gerne ungekürzt veröffentlichen.

Warum ich einen "Leserbrief" schreibe
1. Weil wir, meine Frau, meine beiden Kinder und ich, seit 8 Jahren jährlich einen zweiwöchigen Kletterurlaub im Fränkischen verbringen und mir in dieser Zeit die Fränkische zu meinem Lieblingsgebiet geworden ist. Hier stimmt (fast) alles. Tolle Felsen, eine riesige Anzahl an Klettermöglichkeiten (diese reichen mindestens für weitere 50 Urlaube), nette Atmosphäre, gemütliche Landschaft; kurzum meine Frau, meine Kinder und ich sind in der Fränkischen "glücklich".
2. Weil ich seit 15 Jahre Routen saniere und einrichte, meine Freunde und ich haben dabei mehr als 5000 Klebehaken gesetzt und mehr als 700 Routen eingerichtet.

Zuerst zu meinen Erfahrungen aus meinem Heimatgebiet (Wiener Raum - Peilstein, Österreich)
a. In den ersten Jahren wurde sehr zögerlich saniert, da die Mentalität, Tradition usw. nur einen dementsprechend sparsamen Einsatz an Klebehaken zuließ.
b. Im Laufe der Jahre wurde der Begriff Klettergarten "neu" definiert: er soll ein objektiv sicheres Klettern ermöglichen (und diese Einstellung finde ich absolut sinnvoll). Als Folge hat sich der Hakenabstand verringert und damit die Hakendichte dementsprechend erhöht.
c. Die heutige Klettergeneration empfindet die vor Jahren sparsam sanierten Routen als gefährlich und im Grunde genommen muss ich dieser Generation Recht geben. Daher "saniere" ich meine Routen ein zweites Mal (mit dem Nachteil, dass zeitweise eine inhomogene Hakenverteilung entsteht).
d. Wurden anfangs meine Sanierungen eher massiv kritisiert, wird heute auch von ehemaligen Kritikern ein vergleichbarer Maßstab beim Einrichten und Sanieren von Routen angelegt. Die konsumierenden Kletterer sind fast ausnahmslos mit den gut sanierten Routen einverstanden. Unverständnis zeigen eher traditionelle Kletterer (deren damalige Leistung beim Begehen der schlecht gesicherten Routen heute nicht mehr nachvollziehbar ist) und bei jenen Kletterern, bei denen der Adrenalinspiegel die Motivation zum Klettern bringt (Originalton eines Kritikers). Letztere Meinung akzeptiere ich, sie ist jedoch für meine Sanierungstätigkeit völlig ohne Relevanz.
e. Auch bei uns ist der Vorschlag von Kommissionen aufgetaucht, die über diesen oder jenen zusätzlichen Haken in alten Routen entscheiden sollten. Aber wie so oft im Leben hat sich auch hier gezeigt, dass alleiniges Reden, Kritisieren, "Dagegen sein" noch keine Lösung des Problems gebracht hat; beim aktiven Umsetzen (Tun, Arbeiten) waren dann diese Herren plötzlich nicht mehr zu sprechen.

Im Weiteren zu meinen Erfahrungen aus meinen Urlauben in der Fränkischen
a. In den ersten Urlauben mussten wir uns mit der eher sehr harten (eventuell gefährlichen) Absicherung erst anfreunden. So richtig ist uns dies nicht gelungen. Wir haben uns anders geholfen, wir haben mittels langer Schlauchbänder, Klemmkeilen, Sanduhren die Absicherung so angepasst, dass alle (auch unsere Kinder) die Routen gefahrlos vorsteigen konnten. Dieses zusätzliche Absichern war sehr zeit- und materialaufwändig und hat den Kletterfluss und damit das Klettererlebnis in unseren Augen sehr gehemmt. Die damals eher hämischen Bemerkungen mancher Locals haben wir ignoriert.
b. Die Lösung mancher einheimischen Kletterer den ersten (und ev. sogar den zweiten) Haken mittels Klipp-Stick (gesehene Spezialexemplare mit 5m Reichweite) einzuhängen erschien uns auch nicht ehrlicher zu sein. Im Kühloch wurden Kletterer beobachtet, die jeden (!!!) Haken einer Route so vorhängten. Ob das die Lösung des Problems ist, erscheint mir fraglich.
c. In den letzten Jahren nahmen wir erfreut zur Kenntnis, dass vor allem neu eingerichtete Touren (Felsen) immer besser (sicherer) eingerichtet und das sehr sparsam aber doch ältere Routen nachsaniert wurden.

Zur aktuellen Debatte
a. Wir möchten uns hier bei all den fleißigen Erstbegehern und auch bei den Sanierern herzlich bedanken; wir sind über die zusätzlichen Touren und Haken sehr froh, sie erlauben uns, unserem Hobby mit noch mehr Spaß und Freude nachzukommen.
b. Wir bitten die Sanierer die Sicherheit von bestehenden Routen durch zusätzliches Anbringen von Zwischenhaken weiter zu erhöhen; dies sollte jedoch trotz des Mehraufwandes nicht zu abrupt erfolgen. Denn die Folgen sind (teilweise verständliche) Überreaktionen wie im "Klettern September 2002" (Abflexen von Zwischenhaken im Kühloch) beschrieben. Eine vorherige Absprache mit den Erstbegehern sollte auf jeden Fall erfolgen.
c. Wir bitten die Hakengegner sich genauestens zu überlegen, ob ein Abflexen, Ansägen, Umbiegen von Klebehaken die ideale Lösung darstellt (sie stellt auf keinen Fall eine optische Bereicherung dar). Ich kenne aus meiner Umgebung einige Sanierungsgegner, die im Laufe der Jahre ihre Meinung änderten; sei es teilweise als Alterserscheinung oder als Lehre aus Unfällen - am eigenen Leibe oder an Freunden erlebt; Ihr beraubt Euch eventuell einer eigenen Zukunftsentwicklung.
d. Aus meiner rein persönlichen Sicht kann ich nur feststellen, dass mich viele Haken noch nie (kaum) gestört haben, im Gegensatz dazu habe ich mich über Routen mit zu wenig Haken wesentlich häufiger geärgert.
e. An der Äußerung von Stefan Löw (Klettern September 2002), dass die Mehrheit ein Nachsichern im Nachhinein nicht akzeptiert und die Sanierer einzelne Neurotiker darstellen wundert und stört mich die mengenbewertende Angabe. Jede Statistik sagt nur etwas über die Probenmenge aus! Wurde für diese Feststellung wirklich breit gestreut die Meinung der Kletterer eingeholt oder hat Stefan die Meinung seines Bekanntenkreises zusammengefasst? Und das nur Einzelne die Arbeit des Sanierens übernehmen wundert doch auch nicht wirklich, oder?

Zum Abschluss bedanke ich mich nochmals bei allen Erschließern und Sanierern für die viele geleistete Arbeit, wünsche Euch ein gutes Gesprächs- und Arbeitsklima und bitte Euch zu bedenken, dass Klettern für die meisten die schönste Nebensache im Leben ist; sie soll auf eine sichere Weise Spaß machen und Freude bereiten.

In diesem Sinne freue ich mich auf die nächsten Urlaube im Fränkischen

Ewald Gauster

Hier könnt Ihr im Forum dazu Stellung nehmen.




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