The last Dance (11-/11) am Schneiderloch entfernt

Frankenjura.com - 02.10.20

Am vergangenen Dienstag, 29. September 2020 wurde die Neutour The last Dance (11-/11) von Alexander Megos und Julian Söhnlein am Schneiderloch im Oberen Ailsbachtal von derzeit unbekannten Personen entfernt. Am Abend lag ein Bündel mit abgetrennten Klebehakenösen und den daran fest befestigten Expressschlingen am Einstieg der Route.

Einer der zerstörten Haken aus der Route ´The last Dance´ (11-/11) am SchneiderlochEiner der zerstörten Haken aus der Route ´The last Dance´ (11-/11) am Schneiderloch

In der Wand stecken gut sichtbar nur noch die abgetrennten Edelstahl-Stümpfe der ehemaligen Haken. Die Route verfügte über sieben geklebte Zwischenhaken und einen eigenen Umlenkhaken. Sie wurde Ende Juni dieses Jahres von Julian Söhnlein als gemeinsames Projekt mit Alexander Megos eingerichtet. Letzterer punktete die Route am Donnerstag, 24. September als erster und taufte sie auf den Namen ´The last Dance´ (11-/11).

Im Vorfeld der Rückbauaktion, die offensichtlich mit einer Akkuflex ausgeführt wurde, gab es kontroverse Diskussionen zur Legitimation der Route zwischen Michael Ordnung, dem Erschließer der Nachbarroute Burn for You und Julian Söhnlein, einem der beiden Erschließer der Neutour. Anhand uns vorliegender Quellen bemängelt ersterer, die Route sei zu nah an seiner „international anerkannten Kultlinie von 1993 und zweiter 8c des Frankenjuras“, dadurch werde das Alleinstellungsmerkmal seiner Route zerstört.

Am Abend nach der Abbauaktion lagen die durchtrennen Haken als Bündel am Einstieg der RouteAm Abend nach der Abbauaktion lagen die durchtrennen Haken als Bündel am Einstieg der Route

Er reklamiert für sich, dass im Wandbereich links von ´Burn for you´ keine weitere Route existieren dürfe. Die von Julian Söhnlein eingerichtete Route sei seiner Meinung nach keine Linie. Im Rahmen dieses Austauschs kündigte er mehrmals an, dass die Neutour ´The last Dance´ abgebaut werde. Die Bitte einer Stellungnahme zum Sachverhalt gegenüber Frankenjura.com lehnte er ab. Ebenso beantwortete er Fragen nicht, inwieweit er in den Abbau der Route eingebunden war. Es ist derzeit noch unklar, wer die Route The last Dance (11-/11) abgebaut hat.

Nach Angaben von Söhnlein und Megos besteht nur an einer Stelle eine physische Überschneidung beider Linien in Gestalt eines einzigen Griffes kurz vor beiden Umlenkhaken, der in beiden Routen verwendet wird. Anders bei Corona (11/11+), der rechten Nachbarroute von ´Burn for you´: Diese nutzt nicht nur die beiden ersten Haken der Route von 1993, sondern Insidern zufolge auch nach der Trennung der Hakenlinien einige weitere Griffe, die auch in ´Burn for you´ verwendet werden. ´The last Dance´ ist dagegen gerade am Anfang deutlich von ´Burn for you´ entfernt, denn diese startet in einem komplett abgesetzten Wandsegment.

´The last Dance´, ´Burn for you´ und ´Corona´: die Abstände der Hakenlinien im Vergleich´The last Dance´, ´Burn for you´ und ´Corona´: die Abstände der Hakenlinien im Vergleich

Die Betrachtung der Hakenpositionen vermittelt ein ähnliches Bild: Die ersten beiden selbständigen Haken von Corona befinden sich jeweils einen guten Meter von ´Burn for you´ entfernt. Dieser ist deutlich näher als der Hakenabstand von ´Burn for you´ zu ´The last Dance´, hier beträgt der Abstand zwei Meter oder knapp weniger.

Das Schneiderloch befindet sich im Oberen Ailsbachtal unmittelbar gegenüber der Burg Rabenstein. Der Fels wurde im Rahmen des Kletterkonzeptes der Zone 3 zugeordnet, was das Erschließen von Neutouren außerhalb von Vegetationszonen gestattet.




Kommentare

TradMan am 21.10.20

Nun gibt es ja das LaCrux-Interview mit allen Beteiligten. Und was mir dabei net ganz klar wird ist, dass M.B. dort das Burn4you als einige der wenigen Routen in Franken lobt, die komplett ohne natürliche Griffe auskommt und dann wird ne Tour von den beiden entfernt, wo anscheinend ebenfalls kein einziger Kunstgriff drin ist, zumindest wenn man dem A.M. und seiner Einstellung dazu glaubt. Hä!??? Soll das jemand verstehen? Und der M.O. kommt ziemlich neunmalklug daher, redet von Alleinstellungmerkmal und so...
Wäre mal interessant, ob da irgendjemand mal ne Leitline verfasst hat, was das heißen soll. Sonst ist das doch alles Auslegungssache und jeder macht damit was er will!
Letztendlich wird doch bei so einer Flexaktion eine Grenze überschritten, denn ich zerstöre das Werk eines anderen, ohne wenn und aber und Alleinstellungsargumentationsgedöns...

Stefan am 19.10.20

@ Sächle:
Kommentar gelesen und für gut befunden ;-)

@ Werner_Roeder:
Wow und Respekt für deinen ehrlichen Kommentar, der manche Dinge ans Licht der Öffentlichkeit bringt, die (vielleicht nicht nur) ich noch nicht wusste. Vielleicht bringt das ja den ein oder anderen dazu, seine Meinung über seine Vorbilder oder "Kletter-Heroen" zu überdenken.
Und hoffentlich lassen sich die "jungen Wilden" nicht von solch perfiden Aktionen einschüchtern und zeigen den "Alten" weiterhin, wo "der Hammer hängt"...

Werner_Roeder am 16.10.20 (bearbeitet am 17.10.20)

Der Tanz ist gerade nicht kletterbar - einfach nur schade für die jungen und alten Fitten.
Die Selbstgerechtigkeit hinter der Aktion, die Aggressivität, dieser egoistische Besitzanspruch auf ein Stück Fels, das auf jeden Fall niemanden alleine aber allen gemeinsam gehört und das zum Glück noch allen zum klettern offen steht/stand macht (fast) sprachlos.
Und natürlich wird mit zweierlei Maß gemessen, wie ja schon in vielen Kommentaren hier zur Genüge beschrieben. Da haben manche anscheinend richtig Probleme damit, dass sich das Klettern weiter entwickelt und damit auch verändert.
Aggression gebiert Aggression. Das war ja schon immer so. Wenn ich die Routennamen lese, die (nicht von Alex M.) vergeben wurden, sondern von den Oldies, dann triefen die ja von Selbstgerechtigkeit und Beleidigungen. Dann die Aktion mit dem Abflexen. Gab es ja auch schon vorher in Variationen: Route weggeflext, die an einem Stück Fels entstand an dem ein vergammelter, uralter Bohrhaken ein seit vielen Jahren nicht weiter entwickeltes Projekt „reservierte“. Haken umgeschlagen und Galgenschlinge aufgehängt weil Griffe in einem neuen Projekt manipuliert wurden aber Kunstgriffe in den eigenen Routen. Usw. Ich bin nur gespannt wann jemand wütend genug ist Griffe in Burn ... oder sonst wo abzuschlagen.
Noch habe ich große Hoffnung, dass die neue Generation diese verachtenswerte Aggression nicht weiter steigert. Deren Statements alleine deuten darauf hin. Und hoffentlich wird The last dance wieder eingebohrt und steht dann der Klettergemeinschaft wieder zur Verfügung, hoffentlich gewinnen nicht diejenigen, die die Gemeinschaft schädigende, gewalttätige Aktionen starten.

Sächle am 15.10.20

Danke fürs posten den Videolinks. Das Video sagt eigentlich alles über die Beteiligten aus. Es ist schon bezeichnend, wenn jemand "Sittenwächter" sein möchte, der in vielen seiner Top- Erstbegehungen komplett künstliche Griffe erschuf (was weit über das bloße Befestigen von "Wackelgiffen" hinausgeht). So wird der ohnehin schon begrenzte Naturfels einer vielleicht stärkeren Generation auf ewig vorenthalten, nur zugunsten der eigenen Erstbegehung...Vom oberpeinlichen Hashtag ganz zu schweigen.
Hängen denn alle nur noch im Internet? Geht überhaupt noch jemand klettern oder wenigstens trainieren?
Vielleicht sollte ich mich auch mal an die eigene Nase fassen und keine Kommentare mehr schreiben, die eh keiner liest... ;-)

mcbrn am 15.10.20 (bearbeitet am 16.10.20)

https://youtu.be/WjSq1oFNsRk


Interview mit Alex Megos, Michael Ordnung und Markus Bock. Hier wird auch geklärt, wer die Tour entfernt hat.

climber_34 am 07.10.20

@fendrich
Ich weiß nicht so ganz, von was du sprichst. Erstens hat der „möglicherweise beste Kletterer der Welt“ (?) die Tour laut obigem Artikel nicht eingebohrt und auf seinem Youtube-Video wird kein „internationaler Skandal“ suggeriert, sondern lediglich berichtet, was geschehen ist. Für seine Reichweite in diesen Medien kann er nichts, ich glaube eher, dass ihm einige Personen aus der Fränkischen das neiden, aber das tut nichts zur Sache. Du sprichst von einer „ganz klaren Vorverurteilung“ im Artikel, obwohl dort steht „Es ist derzeit noch unklar, wer die Route The last Dance (11-/11) abgebaut hat.“
Du sprichst des Weiteren von „Demut“, ein in diesem Zusammenhang sehr fragwürdiger Begriff! Hoffentlich ist diese Demut nicht Auslöser der oben aufgeführten Scheinwahrheiten, die du in deinem Kommentar kritisierst…
Mit Demut sind wir nämlich schon fast bei einer Art Personenkult, den gewisse Adressaten wohl gerne um sich zelebrieren würden und da gehört der vermeintlich „beste Kletterer der Welt“ bestimmt nicht dazu, denn er würde sich selbst nie so bezeichnen und hat meines Wissen sämtliche Klassiker der Fränkischen und viele weltweit nicht nur wiederholt, sondern sich des Öfteren in der Öffentlichkeit mit großem Respekt darüber geäußert (siehe Links unten). Ich habe ganz andere Aussagen von gewissen Personen, über sich und andere, öffentlich und nichtöffentlich, in Erinnerung und eine der im Artikel genannten passt da voll ins Bild…
Da herrscht anscheinend die Meinung, dass willkürlich definierte Mindestabstände zu selbst ernannten „Kultrouten“ einzuhalten sind, da scheint es Hierarchien zu geben „wer sixch was erlauben kann und wer nicht“ und wenn der „Demut“ nicht genüge getan wird, werden mit der Flex Fakten geschaffen.
Das und einiges mehr erinnert mich ein wenig an die katholische Kirche, zumindest bis vor nicht allzu langer Zeit. Diese Art von Demut heißt nichts anderes als Stillstand und das hätten wohl einige Protagonisten gerne, damit ihnen jenseits eines ehrlichen und legitimen Respekts vor ihren Leistungen kein Zacken aus der Krone bricht …
https://kletterszene.com/video/alexander-megos-im-interview-hubble-8c-vs-action-directe-9a/
https://www.planetmountain.com/en/news/interviews/alexander-megos-the-action-directe-frankenjura-interview.html

weißbiersigi am 07.10.20

Nicht ganz ernst gemeint aber doch irgendwie passend...

https://klettercomics.de/wp-content/uploads/2011/12/06-Erbse-_-Hausmeister.mp3

https://www.dropbox.com/s/58os70tar0takx6/4hmp5h.jpg?dl=0

Benedetto am 06.10.20 (bearbeitet am 07.10.20)

Mich wundert, dass bei all den Kommentaren der Name Markus Bock nicht fällt. Der hat sein Profil auf Insta umgebaut und jedes Bild mit #carrotsforassholes versehen. Sehr erwachsen! Im Chalk Talk mit Stefan Glowacz kündigt er an, dass solange er lebt, er einschreitet, wenn seine Touren und Klassiker wie vom Kurt und Wolfgang verbohrt werden. Ansonsten sei er nicht der Hausmeister. Trotzdem findet nun ein Guerillakrieg statt.

Ansonsten wiederholt sich die Geschichte von der alten und der neuen Generation, von Platzhirschen die von den jungen Wilden überflügelt werden und dies vielleicht nicht akzeptieren mögen.

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