Risswanderung durch die Fränkische Schweiz
Andreas Schelter - 27.07.20
Gebietskenner Andreas Schelter führt auf einer sicher nicht vollständigen Reise zu bedeutenden Rissen und Kaminen in der die Fränkische Schweiz und zeigt somit Gelegenheiten auf, an der eigenen Klemmtechnik zu feilen. Achtung, viele der vorgestellten Routen müssen über weite Strecken mit mobilen Klemmgeräten selbst abgesichert werden.
Wir starten die Reise am Steckelesriß (6+) in Burglesau. Er hat den Ruf eines Vatermörders. Wenn man ihn sieht, so ist er faszinierend und abschreckend zugleich. Ein rechter Winkel, glatt, hoch und nicht üppig gesichert. Mit den Füßen die beiden Verschneidungswände nutzend, während die Hände im Rissgrund klemmen, kommt man dem ersten Haken näher. Zwischen erstem und zweiten haken wartet ein sogenannter Hundebahnhof (der Riss öffnet sich über eine gewisse Strecke und geht dann wieder zusammen). Hier kann ein Keil versenkt werden. Am zweiten Haken vorbei und das Klettern wird wieder entspannter.
Am Würgauer Berg wartet das nächste Highlight, der Naturfreunderiß (7-) am Nürnberger Turm. Er startet mit dem Südriss vom Vorblock in der Südseite. Der erste Haken wirkt auch hier ewig entfernt. Gute Handklemmer, teils auch Schlösser führen zu ihm und auch zum nächsten Haken. Querung in den rechten Riss nicht verpassen und in diesem zum Gipfel. Über das beginnende Wiesenttal erreicht man die Ortschaft Loch mit der Route Total kaputt (4) an der Kuhkirchner Wand. In dem höhlenartigen Kamin in der linken Wand geht es hinten hinauf ins Höhlendach. Dort ergibt sich die Querung ins Licht zurück auf deutlichen Tritten. Außen noch geschickt am Klemmblock vorbei gemogelt und - so die Seilreibung nicht zu heftig wird - bis zum Umlenker durch. Ein besonderes Erlebnis! In Burgrub warten mit dem Teufelsriß wieder ein Handriss mit Verschneidung auf den Rissliebhaber. Die Siebenschläfer auf den verschiedenen Etappen lassen sich am besten mit Apfelstücken bestechen.
Der Totenstein im weiteren Verlauf des Leinleitertals erinnert mit seiner Südseite an so manchen Elbsandsteingipfel. Der lange Weg zum ersten Haken des Südriß (6) ist durchaus glatt und manchmal auch unangenehm. Keile lassen sich aber zuverlässig legen. Der Erdenkäuferriß (6) am Streitberger Schild darf bei unserem Ausflug durch die Fränkische natürlich nicht fehlen. Teilweise weitere Hakenabstände sind das Markenzeichen. Zu Beginn in glattem Riss in der Talseite an guten Handklemmern und Schlössern vorbei zum ersten Haken. Kurzer Wechsel nach links und in Höhe des dritten Hakens für Freunde des Klemmens rechtshaltend in Riss weiter und am Standplatz lange Schlinge nicht vergessen, um wieder rechts den Riss verfolgend mutig oder mit Keilen zum letzten Zwischenhaken zu gelangen. Nun nur noch ein paar Klemmer zum Umlenker.
Talaufwärts warten an der Rabenecker Wand zwei Routen. Der Reißwolf (7) und das Tor der Tränen (3). Der Reisswolf ist zehn Meter hoch und hängt dabei etwa vier Meter über. Er ist clean und wurde bei der Erstbegehung - nach vorherigem Auschecken der Keilstellen - von unten begangen. Die Klemmer sind teils sehr schmerzhaft, da Sinterknöpfe die Rissinnenseite prägen. Es wartet kein Umlenker auf Wiederholer! Das Tor der Tränen ist der gewaltige Kamin, der durch den Rabenecker Pfeiler und die Wand gebildet wird. In diesem läuft man am Kamingrund bis nach hinten. Durch ein Fenster im Kamin hat man einen tollen blick auf den Bayreuther Riss. Von hier folgt man aufsteigenden Bändern wieder nach vorn zu einem markanten Klemmblock. Hier befindet sich die erste Sicherung! Nun im Kamin gerade nach oben und man erreicht das Rasthaus am Ende des Universums. Der Blick über das Wiesenttal ist genial. Hier befindet sich auch ein Abseilhaken, über den man wieder am Einstieg landet.
Auch Gößweinstein, dem Zentrum des fränkischen Klettersports muss man einen Besuch abstatten. Hier warten vier unterschiedliche Herausforderer auf den Risskletterer. Am Napoleon der Westriß (5), der eher eine Verschneidung als ein Riss ist. Er erschreckt Aspiranten erst mal, weil er außer dem Umlenker nur mit zwei Haken aufwartet. Packt viele Keile und Schlingen ein und ihr werdet sehen, dass dieser Riss gar nicht so ungesichert ist, wie er zuerst den Anschein macht. Hier kann geklemmt werden, man kann die Probleme aber auch anders lösen. Klemmen ist aber sicher die stabilste Lösung. An der Nordseite des Napoleon befindet sich der Daniel Ahnen Gedenkweg. Ein markanter Riß und am Ende eine Verschneidung bilden den Weg. Ein echtes Muss! An der Oberen Gößweinsteiner Wänden bildet der Haringer Gedenkweg (6+/7-) das linke Ende der wohl bekanntesten Felswand der 1980er Jahre in der Fränkischen Schweiz. Eine Verschneidung, die man am besten als Rinne klettert, führt auf einen Minipfeiler, wo der erste Haken wartet. Die Verschneidung ist glatt und eine stabile Sanduhrschlinge ist die einzige vertrauenswürdige Sicherung zum Haken. Am zweiten Haken geht der Riss auf und ist abdrängend zugleich. Ein Faustklemmer ist eine gute Lösung, um dieser Stelle Herr zu werden. Am dritten Haken ein ähnliches Bild nur nicht so steil. Die Route kann bis zum Schluss mit vielen Klemmern gespickt werden.
Interessant aber keine eigene Route ist der Einstiegsriss des Der große Wahnsinn (7+/8-) an der Martinswand. Anfangs mit dem Schwarzer Riß identisch. Ist mit Kraft oder als Armriss zu Beginn lösbar.
Später gute saugende Handklemmer unterbrochen von wenigen Pflichtgriffen unters Dach. Hier teils schmerzhafte, aber gute Handklemmer. Links außen wartet ein Faustklemmer, an dem man den Körper drehen kann, um mit rechts die markante Kante nach dem Dach zu erreichen. Diese nun auf Piaz einlaufen und sich mit dem Rücken anlehnen. Dieser spektakuläre No-hand-rest über der Wand entschädigt für so manche Qual! Kurz darauf erscheint Haken links bei weiterem No-hand-rest. Hier entweder aufhören, oder dem Wahnsinn weiter fröhnen.
Nun schnell ins Püttlachtal Richtung Pottenstein. An den Bärenschluchtwänden wartet ein Zeitzeuge aus den frühen 1980ern. Der Bückling (9-) ist ein Rissdach, bei dem das Erreichen des Risses und des dritten Haken das Hauptproblem darstellt. Die Querung im Dach ist angenehm bis zum vierten Haken. Der Weg ans Ende des Dachs erscheint unendlich lang. Ein 4er Friend ist sinnvoll. An der Dachkante wartet ein Schulterriss für die rechte Schulter. Die Füsse sind nicht nur für das Höherkommen, sondern auch für das verbleiben im Riss verantwortlich. Die Schalen in der Wand links nicht zu früh ansteuern, sonst bewegt sich der ganze Riss zügig nach oben.
An der Schüttersmühler Wand wartet ein echter 9- Riss, das Luftballondach. Ich habe es mit dem dazugehörigen Kamin geklettert. Heute steigen die meisten von der Seite direkt unters Dach. Ein Haken zu Beginn des Dachs ist die einzige fixe Sicherung während des Dachs. Wer versucht, das Dach zu piazen, kann schnell an seine Grenzen kommen. Ein nach unten offener Handklemmer für die linke Hand ist die bessere Lösung. An diesem zieht man mit der rechten vorbei in ein Schloss. Anschließend bietet sich ein kleiner Friend als weitere Sicherung an. Am Ende des Dachs wartet ein Hundebahnhof, der sich aber überspannen lässt. Danach nicht mehr schwer, außer die Seilreibung ist zu groß.
Nicht weit entfernt ist der Bogenriss (7) an den Wänden an der Zwergenhöhle. Er ist wunderschön anzusehen. Stabile Handklemmer führen an vier Haken vorbei zu zwei Fingerklemmern, die eine Untergriffpassage einleiten. Der Umlenker lässt sich dann wieder leicht erreichen.
In der Steinernen Stadt gilt es mal wieder einen Kamin zu meistern. Der Achsenkamin auf die beiden Brüder ist nur eine 3+, die hat es aber in sich. Unten ist der Kamin viel zu breit zum Spreizen, weiter oben ist er sehr eng.
An der Vogelherdgrotte wartet Der Ungeheuer sei Mutter (9-) auf Wiederholer. Sie hat viele Komponenten des Rißkletterns, Kamin, Faust- und Handriß sowie Rißverschneidung. Sie beginnt im abschreckenden Dunkel der Höhle und führt durch den anfänglichen Kamin zu einem Faustklemmer, der in den anschließenden Riss leitet. Hier sind die ersten Abflüge zu beobachten. Am Ende der Route wartet noch ein überaschender Rauswerfer. Die ganze Route ist clean, aber - sofern man genug Zeit mitbringt - gut absicherbar. Hier gibt es noch viele Unterhundert-Begehungen zu holen. Die ´Mutter´ gehört übrigens zu einer seltsamen Familie, deren Mitglieder bis auf den ´Bastard´ komplett von Alex Neubauer gefunden wurden.
Im Pegnitztal würdigt man dem Harlinriß (6+) an der Zsigmondywand eines Blickes. Sagenhafte Linie, sehr farbig, toll zu klemmen. Gesamtlänge 35m! Unbedingt gehen. Der anspruchsvolle Risskletterer kann dann noch den Sollederweg (7) gehen.
Am Riffler springen wir wieder in einen Kamin. Der Bäumlesweg (4) beginnt hinter einem Vorblock neben dem Vollrathriss. Ausatmen - hochschieben - einatmen ist hier die Devise auf den ersten Metern. Danach weitet sich der Kamin und wird später zur Verschneidung, die man bedingt sichern kann. Weiter geht der Weg über Haken und Wandstelle zum Nordgipfel. Ein sehr anspruchsvoller Vierer! Natürlich kann man am Riffler auch einige klassische Risse klettern. Alle verdienen einen Besuch. Auf dem Weg zurück nach Westen kann man an der Stierberger Gemsenwand den Handriß (6) klettern. Er ist erst ganz am Ende der Route zu finden. Mit überbreiten Handklemmern lassen sich die nicht klemmbaren Momente des Riss gut abspannen.
Im Trubachtal gibt es noch mal schönes Trainingsgelände im Seifertriß (6) am Zehnerstein. Alex lobte da mal einen Kasten Bier für einen on-sight eines Nichtrisskletterers aus. Der Kasten blieb beim Veranstalter. Gleich zu Beginn kann man den ersten Haken einhängen. Der Riss und das Gelände außen herum ist sehr glatt. Die Handklemmer sind aber eher gutmütig. Im zweiten Teil des Risses ist Ausdauer gefragt. Als Belohnung wartet mal wieder ein toller Gipfel der Fränkischen.
Am Walberla endet unsere Rissreise durch die fränkische in der Schiefe Verschneidung (5+/6-). Nach der Einstiegsrampe folgt man der Verschneidung. Wer jetzt gut klemmt darf sich hier nur noch eine 5+ aufschreiben. Wer noch übt hat es sicher schwerer. Unter dem Walberla im Gasthaus Kroder wurden früher viele Erstbegehungen bekannt gegeben. Heute gibt es dafür das Internet und fast tagesaktuelle Infos.
Andreas Dschisers Schelter
Anmerkung zur Absicherung mit mobilen Sicherungsgeräten (Friends, Klemmkeile, Schlingen etc.): Um solide Placements zu legen, die nicht nur das Eigengewicht des Klemmgeräts in der Wand, sondern im "Notfall" auch den Belastungen eines Sturzes standhalten, bedarf es - ähnlich dem Erlernen von Klettertechnik - mehrjähriger Erfahrung und Übung im Auswählen geeigneter Felspartien, dem Einsatz des richtigen Klemmgeräts, dem korrekten Platzieren eines mobilen Sicherungsgerätes. Einzig der Erwerb von Klemmgeräten ist nicht ausreichend, um diese sinnvoll einsetzen zu können.
Alle besprochenen Routen der ´Riss-Reise´ auf einer Karte.
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14. Schwarzer Riß
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15. Bückling
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16. Luftballondach
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17. Bogenriss
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19. Harlinriß
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20. Sollederweg
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21. Handriß
-
22. Seifertriß
Kommentare
Matters am 01.08.20 (bearbeitet am 02.08.20)
Servus Dschisers, ein wirklich guter Vorschlag, das Wochenende zu gestalten.
Hat das schon mal wer "by fair means" gemacht, mit dem Fahrrad vielleicht ?
Am Röthelfels warten noch Devils Crack, Six o´Clog und die Treusteiner, die wollen nicht vergessen sein.
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dschisers am 04.08.20
dass ich den Sarg sarg vergessen habe, ist natürlich traurig. beim sarg fand ich den einstiegskamin spektakulär. oben ist der sarg leider durch den zusätzlichen haken vom sargnagel deutlich weniger wild gesichert.
aber vor allem ging es mir bei dieser "liste" darum, routen zu zeigen, die nicht dem mainstream entsprechen. es war auch die frage, ob es immer um schwierigkeiten gehen muß oder ob es auch prägende erlebnisse sein können, die einen weg ausmachen.
das mit dem wochenende finde ich schon sehr ambitioniert. aber ich denke, jede/r kann sich aus dieser liste was für sich herausziehen.
danke für beide kommentare
übrigens: wer das lebenslange felspickerl für die fränkische haben möchte, muß fehlerfrei durch den Frankenländer Kamin frankenländer kamin kommen. dort gibt es noch ein altes wandbuch zum eintragen. stift nicht vergessen.
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