Knackarsch°
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Rentner am 09.07.20
@Slobodan: Auch wenn ich mit Deiner Position in Teilen übereinstimme, glaube ich, dass Du in einigen Punkten schlicht nicht richtig liegst. Die von Dir ins Feld geführten Kategorien Veröffentlichungs- und Informationsrecht besagen ja nicht, dass der AV, die IG-Klettern oder wer auch immer uns darüber Auskunft geben müssen, wo die „geheimen“ Boulderspots zu finden sind. Im Betretungsrecht gibt es einen Artikel „Sperrung durch den Grundeigentümer…“ – bitte mal genau lesen.
Ansonsten habe ich als Auswärtiger, dem diese Infos ebenfalls vorenthalten werden, schon Verständnis dafür, wenn die Locals kein Interesse daran haben, dass ihre Gebiete überrannt und in der Folge vielleicht mit Einschränkungen versehen werden. Was daran diskriminierend sein soll, weiß ich nicht. Die Karawane zieht dann weiter, die Anrainer dürfen sich mit den Konsequenzen auseinander setzen.
Dass eine deutlich erhöhte Frequentierung mit mehr Dreck und Hinterlassenschaften einher geht, kann sich jeder reinziehen, der in letzter Zeit mal in Franken auf den einschlägigen (überwiegend von Kletterern genutzten) „Übernachtungsplätzen“ und deren Umgebung war – viele Eigentümer haben die Schnauze gestrichen voll, einige Sperrungen sind schon vollzogen, andere m. E. nur noch eine Frage der Zeit.
Dass die Franken besonders feudalistisch oder engstirnig eingestellt sind, kann ich nicht bestätigen. Gehe mal nach Norddeutschland, in die Eifel oder auf die Schwäbische Alb, das ist eine ganz andere Qualität von Reglementierungen und Verboten! Und die Inseln der Glückseligen sind auch Italien oder Frankreich schon lange nicht mehr – siehe Haftungsaufkündigung FFME nach Gerichtsurteil.
Slobodan am 09.07.20
@DeineMudda94
Die Diskriminierung durch den Boulderappell würde ich nicht als Rassismus bezeichnen. Sie betrifft nicht nur Auswärtige,sondern auch Indigene. Letztere zwar nicht so stark, weil sie vor Ort sind. Doch sind bei ihnen die Grundrechte auch qualitativ beschnitten. Die betroffenen Rechte sind Veröffentlichungsrecht und Informationsrecht. In zweiter Linie das Landschaftsbegehungsrecht. Wenn man den Grund dafür erfahren will, muss man auf die Seite der IG gehen. Unter Boulderappell 1998 findet man die wahren Übeltäter. Grundeigentümer und Jagdbesitzer. Übrigens, je mehr Rechte man den Land- und Forstbesitzern überlässt, desto umweltfeindlicher verhalten sich diese. Man muss sich nur die pro Glyphosat-Demos in Berlin anschauen. Die Floskeln über Umweltschutz sind nur vorhanden, um die Boulderer mit einem schlechten Gewissen auszubremsen. Sehr erfolgreich, wie ich finde. Dass es auch anders geht, zeigen andere Länder, in denen schon länger gebouldert wird. Frankreich, Italien, Spanien etc., etc.
Dorthin verschlägt es auch gern die Protagonisten des Boulderappells, was natürlich mit der vorhandenen Literatur zu tun hat. Wir haben es also mit einem Musterbeispiel von Doppelmoral zu tun. Mit dem Boulderappell meine ich dessen Essenz, das Veröffentlichungsverbot. Der Rest ist eh nur Schmückwerk. Dass in Deutschland die Möglichkeit besteht, über diesen sogenannten Appell Grundrechte zu unterdrücken, hat meiner Meinung nach mit der historischen Kontinuität in diesem Land zu tun. Im Gegensatz zu anderen Ländern hat hier nie eine demokratische Revolution stattgefunden. Die gegenwärtige Demokratie ist durch eine militärische Niederlage entstanden. Dies führt zu Mangelerscheinungen im Bewusstsein der Protagonisten. Und meiner Meinung nach wiegt die Erbschaft des Feudalismus in Franken noch mehr als anderswo in dieser Republik.
Stefan am 09.07.20
Chauvinismus oder Klassismus trifft es wohl eher als Rassismus ...
s. https://de.wikipedia.org/wiki/Chauvinismus bzw. https://de.wikipedia.org/wiki/Klassismus
DeineMudda94 am 09.07.20
@Alma Kennst du denn die Wahrheit? Habe das Gefühl du hast das Argument etwas verkannt. Wie ich Slobodan verstanden habe liegt das PRoblem darin, dass bestimmten Personen die Partizipation am Bouldersport erschwert wird (weil die Kenntnis über den Ort der Boulder nur unter HAnd an Gruppenzugehörige weitergegeben wird). Rassismus ist das wahrscheinlich nicht , da das ausschlaggebende Kriterium ja nicht Hautfarbe, Ethnie etc. ist.
Wir können freilich nur darüber spekulieren, ob die Veröffentlichung von Bouldern, tatsächlich ein Boulderkonzept und Sperrungen notwendig machen würden.
Was in der Disskussion jedoch oft unterschlagen wird ist, dass es für eine Vielzahl von Boulderen wahrscheinlich keinen Unterschied macht ob sie im Frankenjura nicht Bouldern können, weil ihnen die notwendigen Informationen und/oder Kontakte fehlen oder weil die Felsen gesperrt sind.
Majita am 08.07.20
Nachdem diese Debatte in anderen Ländern längst stattgefunden hat, finde ich es gut, dass diese Themen nun auch im Frankenjura diskutiert werden.
Für mich gibt es kein vernünftiges Argument diesen Routennamen zu verteidigen. Zeiten ändern sich und somit vielleicht auch das Mindset einiger Erstbegeher. Ich hoffe diese Diskussion trägt dazu bei, dass künftige Erstbegeher, einmal mehr über die Wahl ihres Routennamen nachdenken.
In den letzten Monaten konnten wir sicherlich alle Einiges dazu lernen, wohin struktureller Rassismus führt. In einer weltoffenen Klettercommunity ist kein Platz für Rassismus!
Also an all die Weltverbesserer: Dran bleiben, wir haben noch einen weiten Weg vor uns!
Alma am 07.07.20
Ah die Wahrheit kennst du?! Der Boulderappell stammt schon aus dem Jahr 1998! und dient dem Schutz der Bouldermöglichkeiten. Ohne „Boulderkonzept“ käme es wohl zu massiven Einschnitten für die Boulderer, durch die Lage vieler Boulder in FFH-Gebieten (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) oder ähnlichen Schutzgebieten. Außerdem ist es kein Machwerk der IG Klettern, sondern wurde in seiner letzten Fassung zusammen mit dem DAV in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden erarbeitet. Bisher haben alle Boulderer, wenn sie nur wollen und etwas Aufwand betreiben, die notwendigen Infos bekommen. Und zu deinen Rassismusvorwürfen: Die IG Klettern hatte in der Flüchtlingskrise eine Aktion gestartet, um mit unbegleiteten Flüchtlingen zu Klettern, direkt betreut von einem Vorstandsmitglied. Uns was hat das alles mit dem Routennamen zu tun?
p-rex am 07.07.20
Das Gefühl, das berni beschreibt, ist rein spekulativ. Ich fühle mich weder berufen, hier irgendwen zu belehren, noch sind Änderungsgegner zwangsläufig Rassisten. Ich frage mich nur, weshalb werden hier die Motive aufseiten der Änderungsverfechter und nicht deren Argumente angefochten? Möglicherweise liegt das daran, dass nicht allzu viel für den Namen spricht -- außer dass er für bestimmte Personen witzig, komisch oder pure Nostalgie ist. Aber ist das alles? Ist Spaß und Nostalgie höher zu gewichten als Diskriminierung auf dem Rücken einer historisch krass benachteiligten Personengruppe? Darüber zu diskutieren sollte in einer demokratischen Gesellschaft selbstverständlich sein. Es geht hier nicht um die Einführung einer Gedankenpolizei, sondern um die Befreiung von rassistischer Diskriminierung!
Slobodan am 07.07.20
@Alma
Der Boulderappell ist ohne IG Klettern nicht denkbar. Der Boulderappell hat den Zweck Fremde auszugrenzen. Durch den Boulderappell wird die Möglichkeit geschaffen, dass ein Establishment den Zugang zu den Felsen reguliert. Fast jeder bekommt diese Assoziation zusammen. Also, ein Establishment grenzt Fremde aus. Das ist die Wahrheit. Um dies nicht anzuerkennen, muss man schon Solipsist sein. Aber für die gibt es eh keine Wahrheit.
berni am 07.07.20
Niemand ist gezwungen, den Routennamen zu mögen. Ob man ihn rassistisch, sexistisch oder als witzige Provokation empfindet, darüber kann man trefflich streiten. Das muss in einem Land mit Meinungsfreiheit auch erlaubt sein.
Dennoch stört mich bei den Verfechtern einer Änderung des Routennamens der belehrend moralisierende Unterton, bei dem ich unweigerlich das Gefühl bekomme, wer gegen eine Änderung ist wird als Rassist angesehen. Ich kann den Namen auch witzig provokativ finden, ohne mit Rassismus irgendwas am Hut zu haben und ansonsten allen Menschen, gleich welcher Herkunft, grundsätzlich erst mal mit Respekt begegnen.
Was ist keinesfalls möchte, ist eine sich ereifernde Gedankenpolizei, die letztendlich eine Einschränkung von Freiheitsrechten mit sich bringt. Eine ganz andere Sache ist es, wenn Erstbegeher ohne Druck von sich aus einen Namen ändern, weil sie es für besser halten.
Für Auswüchse wie die Verherrlichung von Kriegsverbrechen und Nationalsozialismus (was hier zum Glück noch nicht vorkam) gibt es andererseits eine klare Gesetzeslage, die dann auch greifen würde. Hier könnte weder Frankenjura.com noch ein Führerautor einen hypothetischen »Adolf H.-Ged. Weg« publizieren, ohne mit Strafverfolgung zu rechnen und ich bin mir sicher, dass das auch keiner tun würde.
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