50 Jahre „Haken am Zehnerstein“
Sven König - 15.05.18
Am 27. April des Jahres 1968 montierte eine Gruppe von acht fränkischen Kletterern einen überdimensionalen Schlaghaken auf den Gipfel des Zehnersteins. Nicht im Auftrag des Tourismus und mit Unterstützung aus der Luft, sondern als Lausbubenstreich und komplett auf die eigenen Mittel bauend. Das ist jetzt 50 Jahre her und wurde zuletzt groß gefeiert.
Wer durch das Obere Trubachtal fährt, erblickt am bewaldeten Talhang hoch über der kleinen Ortschaft Wolfsberg den imposanten Zehnerstein. In seinem Gipfel steckt ein Haken, so groß, dass er kilometerweit zu sehen ist. Dabei handelt es sich aber nicht um eine klug geplante Strategie der Tourismusbeschäftigten in der Absicht, den Kletterern aus aller Welt den Frankenjura noch schmackhafter zu machen. Damals war Klettern eine kaum beachtete Randsportart. Aber unter den wenigen Kletterern galt der 40 Meter hohe Zehnerstein schon damals als eines der beliebtesten Kletterziele im Frankenjura.
Der Nürnberger Kletterer Horst Dannhauser, damals 28, tüftelte an einem Plan. Ein Jahr zuvor hatte er am Napoleon ein Gipfelkreuz errichtet und dadurch Erfahrung im Aufbau von großen Gipfelkonstruktionen auf Jurafelsen. Ende der 60er Jahre setzte sich in bestimmten Kletterkreisen die Auffassung durch, dass Kreuze in die Kirche gehörten und Fahnen auf Schlachtfelder und deshalb beides nichts auf Kletterfelsen zu suchen hätte. Ohnehin wäre die Zeit reif für einen wirklich guten Abseilhaken samt Gipfelbuch und -kassette auf einem der damals wichtigsten Felsen des Juralandes. Da kam ihm der Gedanke an ein mannshohes Partisanendenkmal am Fuße der slowenischen Triglav-Nordwand, das er Jahre zuvor auf einer Kletterreise entdeckte und genau die Form des damals im Klettersport gebräuchlichen Fiechtl-Hakens hatte. Der Plan nahm Gestalt an.
In den Wintermonaten des Jahres 1968 konstruierte und fertigte Horst Dannhauser, der seine Brötchen als Schlossermeister verdiente, einen gut zwei Meter hohen und knapp zwei Zentner schweren Haken aus verzinktem Stahl, abends, nach Dienstschluss auf „Ärbert“. Am Samstag, den 27. April 1968 dann zogen acht fränkische Kletterer – neben Horst Dannhauser war dies Alfred Birkelbach, Jürgen „Ham“ Distler, Hans Jörg „Jockl“ Detje, Heinz König, Peter Warkus, Ewald „Waldi“ Lanzel und Konni Schuhmann senior - den Haken dann gegen die Schikanen der Schwerkraft über die Westwand auf den vorderen Gipfel des Zehnersteins.
Das Befördern des Hakens durch die gut 30 Meter hohe Wand bedeutete für alle Beteiligten einen Nachmittag Schwerarbeit. Sie wurde nur durch einen Flaschenzug etwas erleichtert, der an einem alten Baum am Gipfel aufgebaut war und über den die knapp 200 Kilo schwere Stahlkonstruktion auf den Gipfel mit halber kraft, aber doppelter Strecke gezogen werden konnte. Schließlich wurde der Hakenkoloss mit Zement 40 bis 50 Zentimeter tief im Felskopf versenkt.
Entgegen anfänglicher Bedenken gab es keinen Ärger mit den Amtsstuben, auch die Bevölkerung akzeptierte das neue Symbol des Klettersports im Oberen Trubachtal. Heute ist die Gemeinde Obertrubach, die auf den Klettersport großen Wert legt, stolz auf ihr historisches Wahrzeichen.
Entgegen einiger Visionen der damaligen Kletterszene ist der Haken ein reines Symbol für den Klettersport und ist nicht für Abseil- oder Sicherungsaktionen konzipiert. Er steckt nur 40 bis 50 Zentimeter im Gestein, zudem würde ein Abseilender durch die Länge des Hakens eine nicht unerhebliche Hebelwirkung auf den Fixpunkt im Fels erzeugen.
Bei der 40-Jahrfeier im Jahr 2008 waren noch sechs der ehemals acht Kletterer von damals am Zehnerstein versammelt. Im Frühjahr des Jahres 2018 waren nur noch zwei am Leben: Horst Dannhauser und der Österreicher Ewald Lanzl, den es damals beruflich nach Nürnberg verschlagen hatte. Beide bestiegen am 05. Mai 2018 im Alter von 78 und 68 Jahren mit einer größeren Gruppe befreundeter Kletterer den Gipfel des Zehnersteins und feierten den Coup von damals ausgiebig.
Der Zehnerstein im Oberen Trubachtal
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