Zinnbergschacht: Forschungsgruppe entdeckt neue Höhlenwelt!
Udo Schuster - 09.03.17
Seit fast 60 Jahren ist der Zinnbergschacht bei Krottensee eines von vielen Rätseln in der Frankenalb welches nun jedoch von der Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. gelüftet werden konnte. Über die langjährigen Forschungen und aktuellen Entdeckungen informierten die Höhlenforscher Anfang März im Gasthof "Zum Löwen" in Krottensee. Eine virtuelle Führung durch die Hohlräume im Zinnberg bei Krottensee interessierte nicht nur die Fachwelt der Höhlenforschung, es kamen außerdem viele Einwohner aus dem kleinen Ort selbst sowie aus Neuhaus und den umliegenden Gemeinden. Auch die Entdecker berichteten aus der Zeit von 1957.
Die Höhle ist mehr als 50 Meter lang, hat eine Deckenhöhe von bis zu 15 Metern und liegt direkt neben der Maximiliansgrotte die Deutschlands größten Tropfstein, den "Eisberg", beherbergt. Mit spannenden Film- und Bildmaterial stellten die Hobbyforscher ihre Entdeckungen vor und man fühlte sich dabei fast selbst als Höhlenforscher - live dabei. Bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung mit dem verheißungsvollen Titel, "Der geheimnisvolle Zinnberg", wurden die Sitzplätze knapp und am Ende waren weit über 200 Gäste anwesend, darunter der Bürgermeister von Neuhaus, Josef Springer, der den Pioniergeist mit dem Idealismus und der damit verbundenen Arbeit lobte.
Die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken, unter ihrem Vorsitzenden Bernhard Nerreter, hatte viel Vorbereitungszeit für die Darstellung ihrer Entdeckung investiert. Moderator Dieter Preu, Gründungsmitglied und Ehrenpräsident der Höhlenforschungsgruppe, stellte zunächst Dr. Hardy Schabdach aus Bad Berneck vor, der über die Entstehung von Höhlen referierte. Dazu begab er sich auf eine anschauliche Zeitreise - 150 Millionen Jahre zurück. Danach aber drehte sich alles um den sagenhaften Zinnbergschacht. Wer könnte die Entdeckerzeit besser beschreiben als die Höhlenpioniere von damals selbst. Von den Anfängen und Erstversuchen der Erforschung erzählte der Röthenbacher, Ferdinand Leja, stellvertretend für die anderen Kameraden des damaligen Speleoclubs Sulzbach, von denen auch Christian Speer, der nun in der Nähe von Augsburg lebt, gekommen war.
Speer ließ es sich trotz des Alters nicht nehmen mit anderen aus der Forschergruppe im November letzten Jahres selbst einzufahren - er war überwältigt als er die große Höhlenhalle, den Petersdom, betrat. Leja berichtete aus der Anfangszeit ab 24.April 1957, den Tag als die Gruppe zufällig auf eine Vertiefung im Waldboden stieß und die damals knapp 20-jährigen Burschen das Höhlenfieber packte. Bis zu einer Tiefe von rund 5 Metern räumten die 6 vom Speleoclub das Geröll aus dem Schacht.
Dann war erst einmal Schluß weil der enge Spalt kein weiterkommen zuließ. "Wir waren aber sicher - dahinter geht es weiter". Man suchte nach anderen Zugangsmöglichkeiten denn mit Rauchversuchen zeigte sich ein deutlicher Luftzug, "Der Berg schluckte alles an Rauch was wir produzierten. Wir hatten damals weder eine vernünftige Ausrüstung noch Erfahrung", sagte Leja. Nach einer ersten Vermessung des Schachtes 1962 wurde es viele Jahre still am Zinnberg, da man keine Aussicht auf ein tieferes Eindringen in den Berg sah. Vergessen wurde der Schacht aber nie.
Trotzdem kam erst ab 1981 wieder Bewegung in die Angelegenheit zur Erforschung des unterirdischen Höhlensystems . Nun übernahm die von Dieter Preu gegründete Forschungsgruppe die weitere Erkundung. Mehrere Versuche mit einer Kamera Einblicke in die Höhle zu erhalten scheiterten jedoch. Der Einstieg wurde mit dem Bau einer Eingangslucke gesichert. Damit war der Zugang für nachfolgende Exkursionen zunächst gesichert.
Nun 14 Jahre später, am 24.11.2014, wollten die Höhlenforscher es wissen. Durch Kameraaufnahmen bestätigte sich der Verdacht das unter dem Zinnbergschacht ein größeres Höhlenraumsystem existiert bei dem eventuell sogar eine Verbindung zur rund 200 Meter entfernten Maximiliansgrotte besteht. Man holte sich für weitere Grabungen die Genehmigungen. Durch den technischen Fortschritt bestanden nun andere Möglichkeiten um die Erforschung der Hohlräume erfolgversprechend fortzuführen. Getrieben, auch von der Motivation der Anfänge vor Jahrzehnten, machten sich die ehrenamtlichen Mitglieder der Höhlenforschung ans Werk. Der Schacht wurde nun an den Engstellen mit Treibkeilen verbreitert nachdem bei früheren Versuchen auch mit dem Presslufthammer kein Vorankommen verzeichnet werden konnte. Im Abraum aus der Tiefe der Höhle fanden sich keine erwähnenswerten Fundstücke. Insgesamt wurden rund 120 Tonnen Stein- und Abraummaterial eimerweise ins Freie verbracht.
Die Bauleitung lag bei Martin Klier und Tina Schmielau. 120 verschiedene Einsätze wurden gezählt. Dazu gehörte auch der Bau einer Art Seilbahn um in der Enge und Tiefe des Berges den Eimertransport zu bewerkstelligen. Ebenso die Sicherung im Berginneren durch 60 Meter verbaute Leitplanken die ein Nachrutschen der Erd- und Gesteinsmaterialien verhindern sollen. Diese Schutzplanken wurden senkrecht verbaut und miteinander verschraubt. 2240 Arbeitsstunden investierten 30 Vereinsmitglieder bis zum Durchbruch in die großen Räume am 26.5.2016. Vom Eingangsschacht aus arbeiteten sich die Höhlenforscher mühsam fast 50 Meter in die Tiefe vor. Bei 30 bis 35 Metern fanden sich Kristalle die für die Klimaforschung von Bedeutung sind. Tropfsteine entstanden in dieser Höhle jedoch keine. Die einzige Gemeinsamkeit mit der Schauhöhle nebenan ist, dass sich der See in der Maximiliansgrotte auf gleicher Höhe wie die tiefste Stelle im neu entdecken Höhlensystem befindet. (Autor: Udo Schuster)
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