Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen von 1918 bis 1945!
DAV - 21.11.11
Erstmals haben die Alpenvereine in Deutschland (DAV), Österreich (OeAV) und Südtirol (AVS) jetzt ihre Geschichte vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam wissenschaftlich fundiert aufgearbeitet. Die Ergebnisse des mehrjährigen Forschungsprojektes sind am 6. Oktober 2011 als Buch erschienen und dienen als Grundlage einer Ausstellung, die ab 24. November 2011 im Alpinen Museum des DAV in München zu sehen ist.
Außerdem haben die drei Vereine ein gemeinsames Diskussions- und Vortragsprogramm erarbeitet und werden eine Wanderausstellung durch alle drei Länder auf die Reise schicken. Das gesamte Projekt steht unter dem Titel "Berg Heil!". Dieser alpine Gruß, den der Wiener Bergsteiger August von Böhm im Jahr 1881 während einer Tour in den Zillertaler Alpen erfunden haben soll, ist bis heute auf vielen Gipfeln zu hören. Er steht beispielhaft für Bergbegeisterung, gemeinsame Erlebnisse und alpinistische Leistung, aber auch für die Nähe von Alpinismus und deutschnationalen Ideologien. "Berg Heil!" haben die alpinen Vereine auch deshalb zum Titel gewählt, weil daran beispielhaft die Vielschichtigkeit des Bergsteigens zwischen einer vermeintlich apolitischen Freizeitbeschäftigung und der engen Verknüpfung mit Politik und Gesellschaft, auch mit dem nationalsozialistischen Staat, deutlich wird.
Im Mittelpunkt von "Berg Heil!" steht zum einen die Geschichte von Bergsteigern, Bergbegeisterten und Mitgliedern des Alpenvereins. Eine bis dahin nicht vorstellbare Zahl von Menschen entdeckte die Berge als Reiseziel, das Bergsteigen wurde extrem und die neuen Medien Rundfunk und Film vermittelten die Vorstellung einer heroischen Bergwelt. Zweiter Schwerpunkt ist die politische Geschichte des Alpenvereins: Er positionierte sich zunehmend deutschnational und antisemitisch und war geprägt von den Folgen des Ersten Weltkrieges und seiner besonderen Stellung als staatsübergreifender Verband. Der dritte Schwerpunkt beleuchtet vier wichtige Tätigkeitsfelder des Alpenvereins - Naturschutz, Expeditionswesen, Wissenschaft und Didaktik. Ein gesonderter Abschnitt ist dem Alpenverein in Südtirol gewidmet. Themen sind das Verbot des Alpenvereins Anfang der 1920er Jahre, die Fortführung der Vereinsarbeit im "Verborgenen" und die Geschichte des Bergsports vor dem Hintergrund der angespannten politischen Situation.
Buch und Ausstellung
Das Buch "Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen von 1918 bis 1945" ist am 6. Oktober im Böhlau-Verlag erschienen. Es umfasst 635 Seiten und enthält neun Aufsätze, sechs themenbezogene Bildstrecken und 450 großteils farbige Abbildungen.
Das Buch ist zum Preis von € 43,50 im Buchhandel (Österreich: € 44,90) sowie zum Preis von € 34,90 für Mitglieder der Alpenvereine über die Internetseiten und Verkaufsstellen der drei Vereine erhältlich.
Die gleichnamige Ausstellung im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins auf der Praterinsel in München ist von 24. November 2011 bis 24. Juni 2012 zu sehen. Sie zeigt mehr als 200 Fotografien, Gemälde, Dokumente und Objekte. Deren Spektrum reicht von einer Installation zu den "deutsch-völkischen" Alpen bis hin zu Brettspielen und alpinen Ausrüstungsgegenständen wie einem damals neuartigen zwölfzackigen Steigeisen und einem Eispickel der Deutschen Nanga Parbat-Expedition 1934.
Das Forschungsprojekt
Für das Projekt "Berg Heil!" zeichnen der Deutsche Alpenverein, der Oesterreichische Alpenverein und der Alpenverein Südtirol gemeinsam verantwortlich. Ein Team von Historikern, Volkskundlern und Pädagogen hat die Forschungen unter der Leitung der Historiker Martin Achrainer (OeAV) und Florian Trojer (AVS) sowie der Kunsthistorikerin und Leiterin des Geschäftsbereichs Kultur im DAV, Friederike Kaiser, gemeinsam durchgeführt. Begleitet wurde das etwa drei Jahre dauernde Projekt von einem Wissenschaftlichen Beirat mit dem Zeithistoriker Prof. Dr. Martin Geyer (LMU München), dem Tourismushistoriker Prof. Dr. Hans Heiss (Universität Innsbruck), dem Zeithistoriker Prof. Dr. Albert Lichtblau (Universität Salzburg), dem Volkskundler und Alpinismusexperten Prof. Dr. Martin Scharfe (Universität Marburg) sowie dem Sporthistoriker Prof. Dr. Hans-Joachim Teichler (Universität Potsdam).
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