DAV-Bergunfallstatistik 2008/09: Weniger tödliche Unfälle in den Bergen!
21.08.10
Die Zahl der in den Bergen tödlich Verunglückten sinkt kontinuierlich - diese erfreuliche Entwicklung lässt sich aus der Bergunfallstatistik 2008/09 des Deutschen Alpenvereins ablesen. Die Statistik erfasst alle Unfälle der DAV-Mitglieder. In den Jahren 2008/09 starben insgesamt 76 (2008: 36, 2009: 40) DAV-Mitglieder bei Aktivitäten in den Bergen. Dabei handelt es sich um die niedrigste Zahl seit Anfang der Datenerfassung im Jahr 1952 - und das obwohl immer mehr Menschen in die Berge gehen und parallel dazu die Zahl der DAV-Mitglieder deutlich angestiegen ist. Zum Vergleich: 1952 hatte der DAV 114.000 Mitglieder, 43 davon kamen beim Bergsport ums Leben. 2009 lag die Mitgliederzahl bei 851.000.
Diesen Sommer standen schwere Alpinunfälle beim Klettersteiggehen am Hochkönig im Fokus der Öffentlichkeit. Auch die jüngst tragischen Ereignisse beim Besteigungsversuch von Gerlinde Kaltenbrunner am K2 vermittelten ein Bild des Bergsports als lebensgefährliches Hobby. Die Ergebnisse der Bergunfallstatistik aber zeigen im Gegenteil, dass trotz der zunehmenden Zahl an Bergsportlern immer weniger tödliche Unfälle passieren.
Auch für das Jahr 2010 zeichnet sich keine Änderung des positiven Trends ab: Laut Zahlen der Bergwacht Bayern starben im ersten Halbjahr 2010 in den bayerischen Bergen 40 Menschen; damit wird die Zahl der tödlichen Unfälle im Jahr 2009, die bei 95 Toten lag, trotz der gerade laufenden Wandersaison voraussichtlich nicht
überschritten werden.
Wandern bleibt unfallträchtig
Wie bereits in den Vorjahren sind Wandern und Pistenskifahren mit jeweils cirka 30
Prozent Anteil die Disziplinen mit den meisten Not- und Unfällen. Mehr als die Hälfte aller verunglückten Wanderer (60 %) stolpern, knicken um oder rutschen aus, 19 %
bekommen körperliche Probleme, allen voran Herz- und Kreislaufprobleme oder leiden
an Erschöpfung. 12 % aller Notlagen wurden durch "Blockierung" verursacht. Der Wanderer sieht dabei keine Möglichkeit mehr, sich selbst aus einer misslichen Situation zu befreien; häufigste Ursachen hierfür sind Wettersturz, Erschöpfung und Wegverlust.
Mehr Unfälle in Klettersteigen
Das Klettersteiggehen stellt im Berichtszeitraum einen "Ausreißer" dar - dort sind steigende Unfallzahlen zu beobachten, seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Unfälle in etwa verdreifacht. Insgesamt meldeten 2008 und 2009 63 DAV-Mitglieder einen Unfall auf einem Klettersteig, zwei Personen kamen dabei ums Leben.
Der Anstieg hängt vor allem mit dem Trendsport-Charakter des Klettersteiggehens zusammen. Als relativ einfache Möglichkeit, in die Steilwände der Alpen zu gelangen, wird das Klettern an Drahtseil, Leitern und Stahlstiften immer beliebter. Mit der Zahl der Klettersteiggeher steigt auch der Anteil nicht ausreichend ausgerüsteter, überforderter Bergsportler, die das Klettersteiggehen unterschätzen. Die häufigsten Fehlerquellen sind eine fehlende zeitgemäße, vollständige Ausrüstung oder falscher Einsatz dieser (vor allem des Klettersteigsets), Fehler beim Sichern an den Stahlseilen sowie ungenügende Tourenplanung mit der Gefahr von Überforderung, Blockierung oder Wettersturz.
Viele Klettersteiggeher unterschätzen, dass es sich in der Regel um hochalpine Unternehmungen mit der Gefahr eines Absturzes auch aus großer Höhe handelt. Dies spiegelt sich auch in der Unfallstatistik wider: 29 % der Klettersteiggeher starben bei einem Absturz, 50 % der tödlichen Unfälle waren auf Stolpern oder Sturz (zum Teil in Folge von Herz-Kreislaufproblemen) zurückzuführen, 21 % starben während ihrer Tour eindeutig an Kreislaufversagen, Herzinfarkt oder ähnlichen Ursachen.
In der DAV-Unfallstatistik werden nur DAV-Mitglieder erfasst, die ihren Unfall an die Versicherung des DAV (Alpiner Sicherheits Service - ASS) melden, um beispielsweise Bergungskosten erstattet zu bekommen. Unfälle, die nicht mit einer aufwändigen Bergung verbunden sind (Hubschrauber- und Bergwachteinsatz) oder im Ausland
passieren, werden zum Teil nicht gemeldet. Trotzdem spiegelt die Statistik auf Grund
ihres Umfanges und ihrer langjährigen Erhebung die Entwicklungen und Tendenzen für den gesamten Bergsport gut wider. Die Bergunfallstatistik 2008-2009 kann unter nachfolgendem Link heruntergeladen werden.
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