"Massive Trad Attack" in Konstein: Martin Feistl klettert schwierigste Routen clean

Frankenjura.com - 01.05.23

Der Kletterer und Alpinist Martin Feistl klettert in seinem Heimatgebiet Konstein im Südlichen Frankenjura die Sportkletterroute Massive attack (10-/10) an der Konsteiner Wand und weitere Routen im UIAA-Schwierigkeitsgrad 10- „trad“, also ohne Verwendung der dort angebrachten Sicherungshaken. Er sieht schwierige Trad-Begehungen und den Verzicht auf fest verankerte Sicherungsmittel als Zukunft eines nachhaltigen Alpinismuses, der auf diese Weise noch vielen Generationen Platz zur Entfaltung gibt. Ein Filmprojekt begleitet ihn bei seinen mutigen Begehungen.

An der Crux (Bild: Lukas Neugebauer)An der Crux (Bild: Lukas Neugebauer)

Kletterer und Alpinist Martin Feistl bezeichnet das Sportklettern für sich als eine wesentliche Basis für schwierigen Alpinismus, wo er in den letzten Jahren immer wieder durch anspruchsvolle Winterbegehungen großer Wände von sich reden macht. Nachdem er Mitglied im Deutschen Expeditionskader bis 2018 war, verfestigt sich seine Vorstellungen von einem nachhaltigen Alpinismus, der oftmals durch Verzicht geprägt sein sollte und so noch vielen Generationen Platz zur Entfaltung lässt.

Eine wesentliche Rolle bei diesem Verständnis von Alpinismus spielen schwierige trad-Begehungen und somit der Verzicht auf fest verankerte Sicherungsmittel wie Bohrhaken hauptsächlich in seinem Heimat- und Traditionsgebiet Konstein. Dort kann er mehrere eingebohrte Routen im Grad 8a ohne die Bohrhaken klettern. Der Film begleitet ihn bei seiner bisher schwierigsten und sicherungstechnisch anspruchsvollsten Trad-Begehung dort in der Route «Massive Attack».

Zwei ausgeglichene Totem Cams in leicht brüchigem Gestein mit lockerer Hintersicherung im Bohrhaken darüber (Bild: Lukas Neugebauer)Zwei ausgeglichene Totem Cams in leicht brüchigem Gestein mit lockerer Hintersicherung im Bohrhaken darüber (Bild: Lukas Neugebauer)

Konstein kann als Wiege des Sportkletterns in Deutschland angesehen werden und ist ein Gebiet mit einer entsprechend langen Tradition auch schon vor der Erfindung des Bohrhakens. Trotz oder gerade wegen vieler nicht mehr als zeitgemäß angesehenen Umstände in dem Gebiet, herrscht dort eine besondere Atmosphäre der Ernsthaftigkeit, gemischt mit modernen Sportkletterrouten und einer verhältnismäßig kleinen und familiären Kletterszene. Genau diese kleine Szene motiviert Martin nach einigen anderen trad-Begehungen die «Massive Attack» in diesem Stil zu versuchen.

Die Route bildet beim ersten Anblick die Antithese einer guten Trad-Route, sie startet auf einem ausgesetzten Felskopf mitten in der Wand ohne eine gute Sicherung und an der Schlüsselstelle müssen 3 Bohrhaken überklettert werden, wo auch mobil nicht abgesichert werden kann. Aber das Feuer dieser Idee ist entflammt und beim zweiten und dritten Anblick finden sich immer mehr teils sehr ungewöhnliche Sicherungsmöglichkeiten mit Hilfe von Cliff-Hangern.

Der Beginn der Schlüsselpassage (Bild: Lukas Neugebauer)Der Beginn der Schlüsselpassage (Bild: Lukas Neugebauer)

Nachdem Martin die Route mit Benützen der Bohrhaken ziemlich schnell klettern kann, verbringt er 2 Tage mit dem Suchen von geeigneten Sicherungsmitteln und nochmals einige Tage mit Probestürzen in die mobilen Sicherungsmittel mit Hintersicherung an den Bohrhaken. Nach 3 weiteren Tagen, einem Kreuzbandriss und vielen weiten Stürzen an der Crux in einen Cliff-Hanger kann er die Route schlussendlich trad klettern und dabei alle Sicherungen während dem Klettern anbringen.




Kommentare

Joerbi am 03.05.23

Körperlich und psychisch sicher beeindruckend, aber die Zukunft eines nachhaltigen Alpinismuses?
Oder doch nicht ganz so mutig? Austesten der eigenen Sicherung mit Hintersicherung an dankenswerterweise vorhandenen Bohrhaken. Und ob mobile Sicherungsgeräte weniger felsbelastend sind als Bohrhaken, wage ich zu bezweifeln. Sicherlich Alles eine Frage der lokalen Kletterethik. Außerdem fehlt mir noch ein geeigneter Name für diesen Begehungsstil.

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