Kletterunfall am Röthelfels – bereits der dritte in diesem Jahr
Frankenjura.com - 18.10.21
Am Sonntagnachmittag, den 17. Oktober 2021 ereignete sich ein Kletterunfall am Röthelfels im Sektor Röthelfels 15 - Treusteiner Weg. Eine 27-jährige erfahrene Kletterin aus München war im Vorstieg in der Route Viel Spaß und Gottes Segen (6+) mit ihrer 29-jährigen Begleiterin in der Felswand unterwegs, als sie kurz vor dem ersten Haken in etwa fünf Metern Höhe abrutschte. Sie stürzte zunächst zur Einstiegsstelle der Route und von dort noch einige Meter weiter zu einem tieferliegenden Wandfußbereich.
Dabei riss die Vorsteigerin ihre Sicherungspartnerin mit, die dadurch leicht verletzt wurde. Laut Pressebricht der Polizei Ebermannstadt war die 27-jährige Münchnerin erfahren und erlitt bei dem Sturz schwere Kopfverletzungen sowie Prellungen. Sie wurde vom Wandfuß mit der Seilwinde geborgen und anschließend mit einem Rettungshubschrauber ins Klinikum Nürnberg Süd gebracht. Die Bergwacht war zur Unterstützung der Rettungskräfte vor Ort.
Kletterexperten zufolge sei der erste Haken der Unfallroute so gesetzt, so dass dieser nicht aus leichtem Gelände heraus eingehängt werden könne, so dass unmittelbar vor der ersten Sicherung verhältnismäßig schwere Züge zu absolvieren seien. Gelängen diese nicht, so hätte dies zwangsläufig einen Bodensturz zur Folge.
Der Unfall in der Route Viel Spaß und Gottes Segen (6+) ist bereits der dritte am Röthelfels – dem mit Abstand größten Fels im Nördlichen Frankenjura - in diesem Jahr. Am 26. September 2021 verunglückte ein 18-jähriger Sachse in der Route Linksdiagonale (4+), weil ihm ein Fuß von einem Tritt rutschte. Er stürzte darauf hin mehrere Meter unkontrolliert ins Seil und zog sich dabei schwere Kopfverletzungen zu. Am 11. August 2021 verließen einen 22-jährigen beim Vorstieg in der Kletterroute Ratte (6) die Kräfte, daraufhin stürzte dieser unglücklich ins Seil. Er zog sich dabei ebenfalls Kopfverletzungen zu, die einen Abtransport mit dem Hubschrauber zur Folge hatten.
Immo Engelhardt, ein erfahrener Kletterer aus der Gemeinde Gößweinstein, gilt aufgrund seiner räumlichen Nähe und seiner regelmäßigen Besuche als „Hausmeister“ des Röthelfels. Er beobachtet das Klettergeschehen dort seit vielen Jahren und stellt allgemein mit wachsender Sorge fest, dass Fels-Anfänger in zu schwere Routen im Vorstieg einstiegen, so wie sie dies in der Kletterhalle gewohnt wären.
Am Fels aber seien die Hakenabstände fast durchgehend weiter, so dass er bei dieser Zielgruppe sehr häufig Überforderungssituationen feststelle. Er rät Felsanfängern deshalb, nur im Toprope an die Leistungsgrenze zu gehen und sich im Vorstieg nur in unbekannte Routen zu wagen, wenn diese zwei Grade leichter seien als das eigene Hallen-Vorstiegsniveau.
Kommentare
Iris am 26.10.21
@kletterhex. Inmoldhelme bieten eventuell auch einen gewissen Aufprallschutz. Dieser Artikel ist leider nicht brandaktuell (2014) https://www.alpenverein.de/bergsport/sicherheit/ausruestung/bergsteigerhelme-staerken-schwaechen-unterschiede_aid_29461.html
Höhlngogerer am 26.10.21
Achtung! Helm tragen! Es ist halt wie beim Fahradfahren. Könnt ja die Frisur verwurschtln. Schädelhirn Trauma ist bestimmt nicht schön. Besonders für die Angehörigen.Siehe Schumacher. Trage seid 50 Jahren Helm beim klettern. Werden ja auch immer komfortabler. Hatte auch mit 16 einen Fahradunfall. Wäre besser mit Helm gewesen. Seit dem immer mit Helm. Nicht umsonst wird Helm im Berufsgenossenschsftlichen Bereich Helm vorgeschrieben.
dirtyharrybo am 20.10.21
@kletterhex
Auch wenn der seitliche Aufprall nicht geprüft wird kann ein Helm dennoch schwere Kopfverletzungen verhindern. Einfache Probe: Hau mal deinen Kopf ohne Helm seitlich an die Wand. Mit Helm mach ich das locker. Ein Helm vermindert auf jeden Fall die Schwere der Kopfverletzung weil er einfach Energie aufnimmt die sonst direkt auf die Birne durchschlägt. Ein Kletterhelm löst auch keine Probleme, wie sollte er auch. Meine Frau wurde mal von einem abgelassenen Kletterer der plötzlich seitlich wegpendelte aus der Wand geräumt und schlug seitlich mit dem Kopf an den Felsen. Ohne Helm wäre mindestens eine saubere Platzwunde und Gehirnerschütterung die Folge gewesen. So war nur der Helm lediert.
Aber wer meint das ein Helm bei Stürzen nichts nützt der klettert halt weiter ohne. Eigenes Risiko.
Beeblebrox am 19.10.21
Der Röthel ist halt auch schlecht abgesichert in den leichten Routen. Das ist kein Geheimnis.
Moevalley am 19.10.21
Mir ist klar, dass ein Helm die Unfälle nicht verhindert hätte :)
Vielleicht aber das Risiko schwerer Kopfverletzungen reduzieren kann?
VG
Puenk am 19.10.21
Erster Haken vorklippen is keine Schande auch oder gerade bei leichteren Touren. Meine Meinung.
kletterhex am 19.10.21
Das Problem bei dieser Art von Unfall, wird nicht von einem Kletterhelm gelöst. Kletterhelme sind für die Aufnahme der Fallenergie von herabfallenden Teilen, bis zu einer bestimmten Größe geeignet. Der KopfSchutz bei Anprall wird dabei nicht geprüft..anders bei Motorradhelmen.
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Beeblebrox am 28.10.21
Ihr mit Eurer Fixierung auf das Helmtragen.... als wären Kopfverletzungen das Einzige, was einem bei einem Sturz vorm ersten Haken auf den Boden oder auf ein Band blüht. Ich selbst gehöre zu den Helm-Trägern, sehe aber in der Fränkischen so gut wie nie jemanden, der auch einen aufhat. Bei so vielen Befürwortern hier wundere ich mich, wie das sein kann. ... Außerdem schützt ein Helm nicht vor einer Wirbelsäulenverletzung, die auch lebensbedrohlich sein kann. Statt also jetzt die Schuld den ach so leichtsinnigen Kletterern zu geben, sollte vielleicht mal über Sinn bzw. Unsinn gewisser Hakenplatzierungen in Routen diskutiert werden. Aber das ist in der Fränkischen weiterhin ein Tabu-Thema, wie mir scheint.
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