Adventure-Bericht (3/4): Reifen, Ruinen und der Horizont auf der Burgenwinkel-Bike-Tour in den Haßbergen
Frankenjura.com - 28.06.21 (Advertorial)
In einer vierteiligen Serie berichtet das VGN-Team über Bahnsommer-Touren im vergangenen Oktober und November. Die Berichte zeigen, wie spannend und abwechslungsreich Ausfahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Großraum Nürnberg sein können. Und sie laden vor dem Hintergrund sich abzeichnender Corona-Lockerungen zur Nachahmung ein. Denn Bahnsommer-Touren liegen im Zeitgeist, denn sie sind nachhaltig und klimafreundlich! Der dritte Adventure-Bericht führt diesmal nicht in Wanderschuhen, sondern auf dem Gravel-Bike zu den Burgen und Bergen der Haßberge zwischen Ebern und Haßfurt. Wer den Spuren dieser Tour nordwestlich von Bamberg folgen will, schaut sich die Bike-Tour Burgenwinkel-Bike-Tour in den Haßbergen an oder lädt sich das pdf dazu herunter!
Die Haßberge: El Dorado für Gravel-Enthusiasten und Ruinen-Expeditionen. Beste Voraussetzungen also für unser Mikroabenteuer per Velo beim VGN Bahnsommer 2020 am 4. Oktober: „Burgenwinkel Bike-Tour“ heißt das Ganze. Und wirklich steht der gesamte Tag im Zeichen von Burgen, Bikes und einigen der feinsten Winkel in Franken.
Reifen, die die Welt bedeuten
Von Bamberg aus starten die GewinnspielteilnehmerInnen mit dem Zug gen Norden. In Ebern werden wir von Susanne Volkheimer und Christof Dilzer von Haßberge Tourismus und Naturpark Rangerin Katja Winter begrüßt. In der bunt gemischten Gruppe, E-Bikes in harmonischer Koexistenz mit Gravel-Bikes und anderen Bio-Bikes der Velo-AbenteurerInnen dieses Tages, radeln wir gen Norden los. Die ersten paar Kilometer geht die Strecke leicht von den Oberschenkeln. Flach, geteert und mit verheißungsvollen (und etwas pre-einschüchternden) Aussichten auf die näherrückenden Bergrücken, die wir bald erklimmen werden müssen. Einen ersten kurzen Halt machen wir an Schloss Eyrichshof. Eine imposante und weitläufige Schlossanlage im Besitz der Freiherren von Rotenthan und noch von den Eigentümern bewohnt. Mittlerweile finden auf dem Gelände zahlreiche Events statt. Auf den Reifen, die heute unsere Welt bedeuten, radeln wir anschließend weiter.
Von/m Reifen und Ruinen
Es geht bergauf. 600 Höhenmeter insgesamt müssen wir auf der knapp 60 Kilometer langen Tour stemmen. Schon sportlich. Gerade für die Bio-BikerInnen unter den TeilnehmerInnen. Den happigsten Anstieg hinauf nach Lichtenstein und zur dortigen Burgruine bringen wir zum Glück gleich zu Anfang hinter uns. Immer-und-überhaupt-Tipp für die Planung von Radeltouren von Koblenz bis Kambodscha: Plant eure Tagesetappen so, dass ihr die Passüberquerung nicht am Ende eines schon anstrengenden Tages erst noch vor euch habt. Und: Till Eulenspiegels Weisheiten hinter die Radler-Ohren schreiben: Wenn das Hochstrampeln am Berg schwerfällt, immer dran denken: Hinter der Steigung kommt immer die Abfahrt! Auch das ist Abenteuer. Einen Schritt vor den anderen tun. Oder, in unserem Fall, einen Pedaltritt nach dem anderen. Das Geheimnis liegt in der steten Höhlung des Steins. Ressourcen einteilen und immer stetig weiteratmen. Eine Radler- und Abenteurer-Weisheit, die sich gerne auch mal auf den Alltag übertragen lässt. Die Gelassenheit des Immer-schön-langsam-eines-nach-dem-Anderen. Das Abenteuer auf den Reifen lässt uns damit irgendwie auch reifen.
Berge erklimmen
Oben in Lichtenstein angekommen führt uns Naturpark Rangerin durch die Ruine der Ganerbenburg. Der Wind pfeift uns um die Ohren und die Wolken ziehen schnell über den Horizont, der sich weit und hügelig und waldbewehrt und wunderschön in der Ferne erstreckt. Nach der Mühsal des Aufstiegs wartet oben eben häufig die Belohnung. Eine banale aber sehr wahre Erkenntnis, von der jeder weiß, der einmal einen Berg erklommen hat. Und mir fällt Walter Benjamin ein:
„Wer einmal einsam einen Berg erstieg, erschöpft da oben ankam, um sodann mit Schritten, welche seinen ganzen Körperbau erschüttern, sich bergab zu wenden, dem lockert sich die Zeit, die Scheidewände in seinem Innern stürzen ein und durch den Schotter der Augenblicke trollt er wie im Traum. Manchmal versucht er stehen zu bleiben und kann es nicht. Wer weiß, ob es Gedanken sind, was ihn erschüttert, oder der raue Weg? Sein Körper ist ein Kaleidoskop geworden, das ihm bei jedem Schritte wechselnde Figuren der Wahrheit vorführt.“
Ohne weitere Worte.
Weitblicke
Über die Höhe und durch herbstliche Wälder hindurch radeln wir weiter nach Westen. Auf der Burgruine Altenstein erwarten uns Snacks (pflückfrische Äpfel aus dem lokalen Garten!) und die vielfältige Historie der eindrucksvollen Burgruine in einer exklusiven Führung. Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert befindet sich die Ruine in der Obhut des Landkreises Haßberge. Um die Jahrtausendwende wurde die Burganlage komplett saniert und burgenkundlich erschlossen. Schön: Die Führung vermittelt nicht nur „trockene“ Daten und Fakten, sondern einen wirklichen Einblick in das mittelalterliche Leben (und Streiten und Sterben). Und: Die Weitblicke hier oben laden zum Horizont-und-Ferne-träumen ein! Gestärkt mit frischknackigen Äpfeln und einer ganzen Menge Historie radeln wir durch die sanfthügelig-romantische Landschaft weiter gen Mittagessen. Tiefgrüne Wälder, hier und da schon gesprenkelt mit einem Hauch Indian Summer à la Unterfranken, weite Wiesen und Felder dazwischen, ein leichtwelliges Auf und Ab – und darüber der herbstfleckige Wolkenhimmel. Und wir auf unseren Rädern, die wir durch die Postkartenszenerie rollen. Bassd scho, wie der Franke sagt. Größtes Kompliment also.
Immer der Nase nach
Nach dem Mittagessen in rustikal-fränkischer Küche (Schäufele! Kloß! Bier!) führt uns der Weg schließlich hinab in die Talsohle. Wir lassen die Bergrücken hinter und neben uns und radeln immer der Nase nach. Mittlerweile steht die spätsommerliche Sonne tief und strahlt uns am Horizont entgegen. Durch Hofheim hindurch geht es zu unserem letzten Halt an diesem Bike-Tag: Königsberg in Bayern. Enge Gassen, schiefkrummalte Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster, auf dem man fast noch die Hufe historischer Pferdegespanne hören kann, wenn man nur die Augen schließt und eine altehrwürdige Kirche – ein Sightseeing-Juwel. Im Regionalladen und -Café ZwergRiese stärken wir uns für die letzte Etappe mit Kuchen, selbstgemachtem Federweißer und Quiche. Und rollen schließlich auf einer ehemaligen Bahntrasse hinein in den Sonnenuntergang – und das Ende unserer Tour in Haßfurt. Was bleibt? Die Wangen brennen in der Kühle der einsetzenden Dunkelheit und im Fahrtwind. Die Oberschenkel kneifen und die Nase läuft. Die Lider werden im kuschlig-warmen Zug zurück nach Bamberg schon schwer von so viel Wind und Weite, Burgruinen und Biken. Kurzum: Die Haßberge haben müde und glückliche AbenteurerInnen geschaffen. Alles richtig gemacht also.
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