Polizeikontrollen am Wochenende, Kontakt-Disziplin an den Hotspots und ein kleiner Rest Freiheit

Frankenjura.com - 28.03.20

Wir haben gestern die Polizei von Ebermannstadt interviewt, die am Wochenende Kontrollen in der Fränkischen Schweiz durchführen wird. Im Anschluss daran haben wir mit dem Walberla einen beliebten Ausflugs-Hotspot besucht, um dort das Verhalten der Besucher und ein Stimmungsbild einzufangen.

Das Walberla am Freitag, den 27. März 2020 am Nachmittag. Die wenigen, die unterwegs sind, halten Abstand.Das Walberla am Freitag, den 27. März 2020 am Nachmittag. Die wenigen, die unterwegs sind, halten Abstand.

Die Polizei kontrolliert am Wochenende Autos und Personen in der Fränkischen Schweiz, ob die am 20. März erlassene Ausgangsbeschränkung eingehalten wird. Dies bestätigte Frau Helmrich von der Polizeiinspektion Ebermannstadt gestern in einem kurzen Interview am Telefon. Es gebe keine Passierscheine, so dass man sich bei der Bewertung auf das, was die Leute sagen, verlassen müsse, erläutert die Polizistin. „Wenn vier Gleichaltrige in einem PKW zusammen unterwegs wären, bräuchte diese Gruppe dann gute Argumente, um unbehelligt weiterfahren zu dürfen.“ Die Kontrollen auf den Straßen bezögen sich im Wesentlichen darauf, ob unzulässige Gruppen gemeinsam unterwegs seien.

Dass es im Rahmen der Ausübung von Sport und Bewegung an der frischen Luft nicht zu Übertretungen käme, müsse aber an anderer Stelle kontrolliert werden, nämlich direkt an den Hotspots der Fränkischen Schweiz: Genauer gesagt dort, wo aus vielen kleinen legitimen Einzelgruppen eine größere Gruppe entstehen könne, wie zum Beispiel am Walberla oder auf der Burg Feuerstein. „Problematisch wäre es, wenn sich 200 Leute dicht an dicht an die Hangkante des Walberlas drängen, da müssten wir einschreiten“, präzisiert Helmrich. Sie appelliert und verbreitet zugleich Zuversicht: „Mit ein bisschen Vernunft bei den Leuten sollte das zu bewerkstelligen sein.“

Auch auf der Hochfläche des Walberlas bilden sich keine GruppenAuch auf der Hochfläche des Walberlas bilden sich keine Gruppen

In der Tat war das Walberla bei Forchheim am gestrigen Freitag gut besucht. Genauer gesagt, es war der Parkplatz oberhalb von Schlaifhausen ziemlich gut gefüllt, der als Startpunkt für Ausflüge dorthin dient. Vorwiegend war dieser mit Autos aus der näheren Umgebung gefüllt, auch einige Nürnberger Kennzeichen waren zu sehen. Am Berg aber - kein Vergleich zu dem, was man am Parkplatz hätte vermuten können - waren vergleichsweise wenige Familien und Paare unterwegs, die allesamt Abstand voneinander hielten.

Ein älteres Ehepaar aus Neustadt-Aisch gönnte sich zum 70ten Geburtstag des Mannes einen Spaziergang zu den Küchenschellen. Ein weiteres Paar lies einen kleinen Lenkdrachen auf dem Plateau steigen. Und eine Mutter mit ihren zwei jugendlichen Söhnen – beide den Blick beharrlich auf das Smartphone gerichtet - nahm auf einer Bank Platz, um ein wenig in der Sonne zu sitzen. Corona war in den Köpfen der Menschen: Auf den Aussichts-Plateaus, aber auch auf den Wanderpfaden waren die Begegnungen der einzelnen Paare oder Familien von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt, damit der Sicherheitsabstand eingehalten werden könnte.

Der erste Eindruck beim Erreichen des Parkplatzes erweckt Befürchtungen, die aber nicht eintraten.Der erste Eindruck beim Erreichen des Parkplatzes erweckt Befürchtungen, die aber nicht eintraten.

Auch am Kletterfels Rodenstein unweit der Aussichtplattformen waren Kletterer unterwegs. Aber nur wenige Seilschaften, ausnahmslos Familien und Paare. Auch hier kam sich niemand zu nahe, die Seilschaften hielten zehn und mehr Meter voneinander Abstand. Angesprochen auf die Gefahr überfüllter Felsen erklärte ein Kletterer aus dem Erlanger Raum: „Wir wären definitiv weitergefahren, wenn schon zu viele andere da gewesen wären.“

Am gestrigen Freitag lag am Walberla eine eigenartige Stimmung in der Luft. Sie war geprägt von einer hohen Disziplin, sich an die Kontaktauflagen zu halten. Ebenso war die Angst vor Corona und dem damit verbundenen Leid, das in den nächsten Wochen kommen wird, greifbar. Zugleich war auch das Bedürfnis spürbar, sich durch Disziplin, Vernunft und Rücksichtnahme bei allen bisherigen Einschränkungen und Unsicherheiten noch ein kleines bisschen Freiheit erhalten zu können in dieser dramatischen Zeit.




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