Zu viele Kletterer am Förstelstein
Frankenjura.com - 04.03.20
Im vergangenen Jahr herrschte dicke Luft in Stadelhofen. Der Waldbesitzer des bei Kletteren beliebten Kletterfelsens Förstelsteinkette - Übersicht in der Nähe von Gößweinstein sperrte den bis dato etablierten Parkplatz der Wand und startete einen schriftlichen Hilferuf an Behörden und Naturschutzvereine. Frankenjura.com hat ihn besucht, kann sagen wie das beliebte Kletterziel zu retten ist und erklärt die Hintergründe des Problems.
Anfang Juli des vergangenen Jahres wendet sich der Eigentümer des Privatwaldes, auf dem der Kletterfels Förstelstein steht, in einem Brief an die Gemeinde Gößweinstein, an Naturschutz- und Klettervereine sowie an den hiesigen Naturpark. Er beklagt darin eine extreme Zunahme des Klettersportes in seinem Wald mit teilweise bis zu 40 Personen gleichzeitig. Seiner Meinung nach führe dies zu unzumutbaren Zuständen für den Straßenverkehr, für die Natur und für ihn als Waldbesitzer.
Autos und Kleinbusse würden unfallträchtige Situationen schaffen, indem sie zum Teil auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Stadelhofen und Allerdorf parkten. Ganze Familien hielten sich am Straßenrand und auf der Straße auf. Kletterer würden den Wald mit Fäkalien, Müll und anderen Gegenständen verschmutzen. Bäume würden angeritzt und deren Rinde beschädigt. Die Zugänge zu den Felsen wären durch die große Menge an Personen bereits verdichtet. Und auf ausgesprochene Warnungen bei Baumfällarbeiten würde – wenn überhaupt - nur sehr zögerlich reagiert.
In der Folge des Briefes sperrte die Gemeinde Gößweinstein den “wilden“ Parkplatz, der sich in den vergangenen Jahrzehnten etabliert hatte, indem sie Absperrungen errichtete und absolute Halteverbotsschilder aufstellte. Im Dezember kam es dann zu einem Interview der Eigentümerfamilie mit Frankenjura.com.
In einem einstündigen Gespräch schilderte der sichtlich aufgebrachte Eigentümer seine Situation. Für ihn gehe es weniger um ein ob oder ob nicht, sondern um die Anzahl der Besucher, die seiner Meinung nach ein sozial- und naturverträgliches Maß überschritten hätten. Er habe das Waldgrundstück vor zwei Jahren geerbt und seitdem beobachtet, wie in jedem Jahr mehr Kletterer kämen. Es wird deutlich, dass der Stadelhofener, der in Sichtweite des Felsens wohnt, das Areal als einen Wald wahrnimmt und nicht als eine Sportstätte. Die breiten Pfade, die von der Straße zum Wandfuß und an der Wand entlang entstanden sind, seien so verdichtet, dass hier keine Buchensetzlinge mehr Fuß fassen könnten. Dies wäre nicht in seinem Sinne. Auf Nachfrage, ob denn auch viel Müll herumliege, räumte er ein, dass es sich im Wesentlichen um Fäkalien handele.
Er und seine Frau betonten, dass sie nicht prinzipiell etwas gegen Kletterer in Ihrem Wald hätten, dass es also nicht darum ginge, das Klettern prinzipiell zu unterbinden. Sie hätten auch absolut nichts gegen Kinder in ihrem Wald. Der Klettersport am Förstelstein sollte sich aber deutlich auf ein für die Familie und einen aus seiner Sicht intakten Wald erträgliches Maß reduzieren. Angesprochen auf eine Zahl von Kletterern, die für ihn erträglich sei, wollte sich der Eigentümer nicht äußern. Er erweckte aber den Eindruck, dass ihm zehn Personen gleichzeitig schon zu viel sind.
Keinesfalls möchte der Eigentümer, dass am Förstelstein weiter Kurse stattfinden und Kletterer in größeren Gruppen auflaufen. Auch sollen nach seinem Willen keine Hunde mehr mitgebracht werden. Und last not least ist der ehemalige Parkplatz tabu. Wo stattdessen geparkt werden kann, ist derzeit nicht ganz klar. Im vergangenen November war der Randstreifen an der Straße etwa 100 Meter in Richtung Allersdorf nicht gesperrt – siehe eingezeichneten Parkplatz in der Felsbeschreibung. In Stadelhofen selbst gibt es nach Auskunft der Waldbesitzerfamilie keine Parkplätze für Kletterer.
Hintergrund der starken Frequentierung am Förstelstein ist aber keineswegs ein ins Uferlose boomender Klettersport. Im Gegenteil, der Trend zum Bouldern – in den vergangenen zehn Jahren sind in den Ballungsräumen rund um den Nördlichen Frankenjura neun Boulderhallen und nur eine einzige neue Kletterhalle entstanden - entlastet die Kletterfelsen eher ein Stück weit.
Die Kletterfelsen des Frankenjuras werden aber unterschiedlich stark besucht, je nachdem wie gut oder schlecht die Routen an der Wand abgesichert sind. Der Förstelstein ist ein Paradebeispiel in Sachen guter Absicherung. Der Kletterfels ist eines von ganz wenigen anfängerfreundlichen Zielen im gesamten Frankenjura und wird deshalb überdurchschnittlich oft besucht. Er besticht durch perfekte Absicherung, viele leichte Routen und eine solide Gesteinsqualität. Die Felsen im Umkreis des Förstelsteins bieten ebenso leichte Routen und auch ähnlich festes Gestein, sind aber deutlich schlechter abgesichert und werden deshalb kaum beklettert.
Dieser Trend betrifft nicht nur die Felsen rund um Gößweinstein, sondern ist im gesamten Frankenjura sichtbar und verstärkt sich zunehmend, da immer mehr Kletterer in der Kletterhalle mit dem Sport beginnen und so eine risikoarme Absicherung gewohnt sind. Vor allem im Anfängerbereich werden gerne gut gesicherte Wände besucht, während schlecht gesicherte so wenig beklettert werden, dass diese zu einem großen Teil verwachsen und damit dem Klettersport verloren gehen.
Aber zurück zum Förstelsteinkette - Übersicht: Besucher sollten den Wunsch und die Argumente des Eigentümers ernst nehmen. Also keine Kurse an der Wand abhalten und die Wand auch sonst nicht in Gruppen besuchen. Und weiter: Keine Besuche mit Hund, keinen Müll liegen lassen, keine Fäkalien hinterlassen, keine Bäume anritzen, bei Baumfällarbeiten sofort reagieren. Sollten zu viele – welche Anzahl zu viel ist, war während des Interviews leider nicht zu erfahren – Kletterer schon an der Wand sein, lieber wieder gehen. Die Parkplatzsituation ist bis zum heutigen Tag unklar. Wir haben einen Platz in der Felsbeschreibung vermerkt, der in den vergangenen Wochen noch geduldet wurde. Wie es in diesem Jahr sein wird, ist nicht absehbar.
Die Sektoren des Förstelsteins
Kommentare
Frankenjura.com am 06.03.20
Vielen Dank!
Unabhängiger Journalismus (bitte nicht verwechseln mit PR-Arbeit, also Öffentlichkeitsarbeit, wie sie beispielsweise von Vereinen aber auch von Behörden betrieben wird) hat in der Regel zwei wesentliche Finanzierungsquellen, Werbeeinnahmen und Gebühren durch Nutzer. Letztere stellen die journalistische Unabhängigkeit von Einzelinteressen und damit eine ausgewogene Berichterstattung sicher. Eine hoher Anteil an Werbeeinnahmen beeinflusst Medien unter Umständen in ihrer Unabhängigkeit, beispielsweise, wenn ein großer Anzeigenkunde Einfluss auf eine journalistische Betrachtung nehmen will. Die Summe kleinerer Beiträge wie durch Premium wahrt diese Unabhängigkeit, weil zehn Kündigungen als Reaktion auf eine als ungerecht empfundene Darstellung sich nicht existenziell auf die Finanzierung eines Mediums auswirken.
Der "monetäre Verdienst", der in gewissen Kreisen auch gerne mal als "kommerziell" stigmatisiert wird, ist in seiner Gesamtheit überlebensnotwendig nicht nur für Frankenjura.com, sondern für alle journalistischen Medien, die nach dem Pressekodex arbeiten.
zugereister am 05.03.20 (bearbeitet am 06.03.20)
Vermittlung - sehr löblich!
Was die Aussage auf Instagram "Du kannst Frankenjura.com und damit diese Form von Aufklärungsarbeit und unabhängigen Journalismus unterstützen, indem du Frankenjura-Premium buchst" soll, erschließt sich mir jedoch nicht. Was hat der monetäre Verdienst von frankenjura.com damit zu tun?
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markus75 am 18.08.20
"Die Kletterfelsen des Frankenjuras werden aber unterschiedlich stark besucht, je nachdem wie gut oder schlecht die Routen an der Wand abgesichert sind."
Genau das ist (schon seit längerer Zeit) unser Problem im Frankenjura – während Routen ab dem 8./9. Grad teils bestens in „Gardasee Manier“ abgesichert sind, befinden sich viele Routen („Klassiker“) vom 4. bis 7. teils in einen fragwürdigen Absicherungszustand … die Erstbegeher der Routen weilen teils schon nicht mehr unter uns oder sind altersbedingt im wohlverdienten „Kletterruhestand“.
Auszug aus dem Sanierungsstatement der IG Klettern:
„Jeder Erstbegeher darf die Hakendichte in seinen Routen nach seinen Bedürfnissen bestimmen“
„Die Schwierigkeit einer Kletterroute darf sich durch die Sanierung nicht verändern, d. h. technisch erstbegangene Routen sollen weiterhin technisch begehbar bleiben“
Ich denke hierüber sollte man mal stark nachdenken! Oftmals wurden in den 70er, 80er und anfangs der 90er noch so wenige Haken gesetzt, weil es noch keine Akkubohrmaschine gab und nicht jeder ein Stromaggregat am Wandfuß zur Hand hatte – ich denke viele der Erstbegeher hätten damals gerne ein paar Haken mehr angebracht wenn es denn nicht so eine mühselige Angelegenheit gewesen wäre… und „technisch erstbegangene Routen sollen weiterhin technisch begehbar bleiben“ – wer bitte klettert heute noch technisch in der Fränkischen? …vielleicht sollte man sich bewaffnet mit Schlaghaken, Felshammer, Nagelschuhen und Strickleiter mal aufmachen ein paar aktuellen Routen im 11. Grad „technisch Erstzubesteigen“ – SCHERZ ! – nein, denke das wäre weder zeitgemäß noch sinnvoll … außerdem ist die Hakendichte in diesen Routen oftmals so hoch, dass wir ja auf den guten alten Felshammer locker verzichten können…
Nun – um beim Thema zu bleiben – würden anderswo Routen vom 4. Bis 7. Grad saniert werden (ich meine nicht nur neue Haken – sondern mehr Haken) dann würden sich meiner Meinung nach die Kletterer in unserer Fränkischen weiträumiger verteilen und die extremen Massenaufläufe an manchen sogenannten „Anfänger-Felsen“ der Vergangenheit angehören – den niemand steht gerne am Fels an … außer mangels anderer Möglichkeiten …
Und nicht nur Anfänger kommen an die gut abgesicherten Felsen (!) - wenn das persönliche Limit von jemanden z.B. die 7 ist und er eine 7 oder 7+ Klettern möchte – dann wird er sich sicherlich bevorzugt Routen/Felsen suchen an denen diese Routen entsprechend gut abgesichert sind …
Ein 9er Kletterer hat natürlich nicht das Problem mal eine „schlampig abgesicherte“ 7 zu Klettern und dort vielleicht mal noch ein paar Keile zu setzen … genauso wie ein 7er Kletterer mal problemlos durch eine kaum mit Haken versehene 5 Klettern kann wenn er sich hier und da vielleicht noch eine Schlinge legt oder einen Keil setzt … Aber was machen die Anderen? Die die sich dort am Leistungslimit bewegen?
Im 9. / 10. / 11. Grad sind die meisten Routen größtenteils perfekt abgesichert … warum also keine „perfekte/gute“ Absicherung in allen Graden ?
Sind die 9er/10er/11er Kletterer unter uns die „wertvolleren Kletterer“ ?
Käse - Klettern soll Spass machen – egal in welchen Schwierigkeitsgrad man sich bewegt – Gemeinsam am Fels!
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