Seil durchgerutscht: Besorgniserregende Unfallserie im Frankenjura!
Sven König - 23.07.18
In den vergangenen Monaten ereignete sich im Frankenjura eine besorgniserregende Serie an Kletterunfällen an der Elfenwelt, am Röthelfels, am Napoleon und zuletzt am Richard-Wagner-Fels. Bei allen vier Unfällen rutschte dem Sicherer das Seil aufgrund fehlendem Hintersicherungsknoten zunächst durch die Sicherungshand und dann durch das Sicherungsgerät. Dabei gelten die Sicherer als erfahren.
Der letzte dieser Unfälle ereignete sich Mitte Juni am Richard-Wagner-Fels im Trubachtal. Ein Kletterer wollte nach einem gescheiterten Vorstiegsversuch die Route ´Fight Gravity´ (8+) von oben abbauen. Am zu Fuß erreichbaren Umlenkhaken angekommen, hatte er zunächst die Absicht, über die Route abzuseilen. Er fädelte das Seil so durch den Umlenkhaken, dass beide Enden auf den Boden reichten. Dann entschied er sich aber doch dafür, vom Sicherungspartner abgelassen zu werden, um im stark überhängenden Gelände mit freien Händen leichter die Expressschlingen aus der Route bergen zu können.
Der Kletterer band sich der Einfachheit halber mittels Karabiner in die Seilmitte ein, allerdings ohne sich zu vergewissern, dass er sich bei dem nicht symmetrisch gefädelten Seil auf der richtigen Seite einbinden muss, damit der Sicherungsstrang lang genug zum Abseilen ist. Er wählte die falsche Seite. Da das Ende des Sicherungsseils nicht mit einem Knoten hintersichert war, zog sich das Seil aus dem Sicherungsgerät. Der Kletterer stürzte aus sechs bis acht Metern ungebremst auf den Boden. Nach derzeitigem Stand wurde der Kletterer zwar schwer verletzt, wahrscheinlich aber ohne bleibende Schäden.
In der vorletzten Maiwoche ereignete sich an der Elfenwelt bei Gößweinstein der erste der Ablass-Unfälle. Beim Abbauen der Route ´Bockiger Troll´ (6) band sich eine Frau im mittleren Bereich des Seiles ein und fädelte dann das Seil so unvorteilhaft, dass das zum Sicherer führende Seilende nicht lang genug war, um damit bis zum Boden abgelassen werden zu können. Sie stürzte aus acht Metern Höhe auf den Boden, auch weil sich am Seilende des Sicherungsseils kein Knoten befand. Glücklicherweise erlitt auch sie keine lebensgefährlichen Verletzungen.
Am Samstag, den 09. Juni kam es am Röthelfels in der 30 Meter langen ´Zinnenwand´ (5-) zu einem Ablassunfall einer etwa 50 jährigen Kletterin aus Berlin. Die erfahrene Fachübungsleiterin betreute eine Gruppe mehrerer Studenten und wollte unter dem Zeitdruck eines aufziehenden Gewitters die noch in der Route hängenden Expressschlingen bergen. In der Eile wählte sie ein zu kurzes Seil, das ebenfalls nicht mit einem Knoten hintersichert war. Sie stürzte auch aus knapp zehn Metern auf den Boden.
Mitte Juni kletterte ein 21-jähriger Mann die Route ´Membrane´(8+) am Kletterfels Napoleon bei Gößweinstein. Beim Ablassen stürzte er etwa fünf Meter in die Tiefe. Wie sich herausstellte, wurde für die knapp 30 Meter lange Route ein 50 Meter langes Seil verwendet. Auch hier war das Seilende nicht mit einem Knoten gesichert.
Meist ist es eine Verkettung mehrerer und außergewöhnlicher Umstände, die zu Unfällen führt. Einer dieser Umstände war bei allen Unfällen gleich: Es fehlte ein Knoten am Ende des Sicherungsseils. Dieser hätte alle vier Unfälle verhindert. Zumindest drei der vier Sicherer beziehungsweise Sicherungsgaranten verfügen über langjährige Sicherungserfahrung: Auch beim vierten Fall liegt dies nahe, hier haben wir aber keine sicheren Informationen.
Die Unfälle werfen die Frage auf, ob ein großer Erfahrungsschatz und langjährige Kletterpraxis zu Nachlässigkeiten in Sachen Aufmerksamkeit bei Sicherungsroutinen führen kann.
Die vier Felsen, an denen im Frühjahr 2018 ein durchgerutschtes Seil zum Kletterunfall führte
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