Freude und Frust beim Jubiläumslauf!
17.02.10
Es war die 50. Auflage des legendären Prellsteinrennens. Ein Rennen der Extraklasse. Und es fand im Jubiläumsjahr in einer Kulisse statt wie aus einem Bilderbuch. Mehr als ein halber Meter Schnee lag an diesem letzten Tag des Januars 2010 auf der idyllischen Hügellandschaft des "Schwarzen Brandes", vielleicht dem schneereichsten Jahr in der Geschichte des Prellsteinrennens überhaupt.
Schneearme Jahre gab es dagegen viele, gerade in jüngster Zeit. Die Winter wurden immer milder und so eroberten mehr und mehr die Laufsportler das Terrain beim ehemals als Langlaufveranstaltung konzipierten, nun härtesten Crosslauf des Frankenjuras, denn gestartet werden darf erst seit 35 Jahren ohne Langlaufskier.
"Das ist nicht ganz richtig", erinnert sich Georg Pauli, der Organisator der Veranstaltung, "bei den ersten Rennen in den 60ern wurde mit Tourenskiern gestartet". Langlaufskier kamen erst später und wurden anfangs mit Strafzeiten belegt. In schneearmen Wintern durfte man zwar laufen, musste die Skier aber mitschleppen. Und als Sahnehäubchen musste bei den ersten 15 Prellsteinrennen der erste Teil des Höhenglücksteigs bewältigt werden. Früher war das Prellsteinrennen noch einen Tick härter.
Ausrichter ist immer schon die Arbeitsgemeinschaft Nürnberger Tourismusvereine. Der Vorsitzende Georg Pauli ist stolz darauf, dass das Rennen noch nie ausgefallen ist. Auch nicht bei wenig Schnee. Dann wurde eben gelaufen. Über die Jahre und durch viele schneearme Winter hat sich das Gesicht des Rennens verändert. Die Läufergilde hatte in den vergangenen Jahren mehr und mehr die Oberhand gewonnen und den Ton angegeben. Selbst im vergangenen Jahr, als gut 15 Zentimeter Schnee lagen, machten sie die ersten Plätze unter sich aus.
So kamen die Crossläufer auch in diesem Jahr wieder voller Optimismus und in Scharen. 90 Crossläufer traten gegen eine kleine Gruppe von 33 Langläufern an, die im Jubiläumsjahr ihre Chance witterten.
Punkt Zehn Uhr fiel der Startschuss: Vom Startzelt zu Fuß über den Hof des Wirtshauses "Zum schwarzen Brand", dann der traditionelle Sprung über ein Gatter, hinüber zur Loipe und ab auf die Skier. Der Loipe folgen, die über 12 Kilometer von Heuchling zum Prellstein und von dort in eine Cäciliengrotte, in der sechs Fragen zu Kultur und Geografie der Landes beantwortet werden mussten. Anschließend vorbei an einer Bergwachthütte und über Neutras und Bürtel zurück nach Heuchling ins Ziel. Zuerst starteten alle Langläufer im Minutentakt, 20 Minuten später folgten die Crossläufer.
Es kam, wie es in diesem Jahr kommen musste. Die Menschheit hat den Langlaufski erfunden, um sich bei winterlichen Verhältnissen effektiv über größere Strecken fortbewegen zu können. So glitten die Langläufer auf ihren Brettern davon, die Läufer stapften in Turnschuhen hinterher. Letztere mit der Qual der Wahl: Entweder strauchelnd und um Gleichgewicht ringend auf der Loipe oder extrem kräftezehrend im kniehohen Tiefschnee daneben. Eine echte Tortur durch die Höhen und Tiefen des Juras. Von Krämpfen gepeinigt sollen sich sogar einige übergeben haben. Keine Frage, die Läufer standen auf verlorenem Posten. "Das ist kein Rennen, das ist ein Witz!", hallte es an den Streckenrand.
Das Gesamtklassement, ein Spiegelbild des ungleichen Kampfes: Bei Siegerzeiten von knapp über 50 Minuten heimsten die Langläufer die besten Platzierungen quer durch alle Wertungen ein. Die ersten Crossläufer kamen erst ab der 71. Minute ins Ziel. Was für ein Triumph, ausgerechnet im Jubiläumsjahr!
Sieger wurde Gunther Klos vom DAV Hersbruck, drei Sekunden vor Karl-Heinz Englhard aus Neukirchen und zweieinhalb Minuten vor Roland Elsner vom DAV Röthenbach. Die Damenwertung gewann Anja Gaidamak (MTP Hersbruck) in einem Herzschlagfinish sieben Sekunden vor Erika Hajner (DAV Röthenbach) auf Platz zwei.
Der Hohenstädter Eliteläufer Thomas Willinsky musste sich mit einer Stunde und elf Minuten sogar der Wintersportlegende Heinz Katzmann geschlagen geben, welcher in der Altersklasse M70 startete und das Rennen in einer Stunde acht Minuten absolvierte.
Und das Familienduell der Familie Gaidamak gewann Frau Anja auf Skiern mit vier Minuten Vorsprung vor ihrem Ehemann Vladimir. Müßig zu erwähnen, dass er in Turnschuhen unterwegs war. Wenn an diesem Tag im Januar 2010 ein Crossläufer das Prellsteinrennen gewonnen hätte, wäre der Langlaufski vermutlich nie erfunden worden.
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