Staudamm im Wiesenttal geplant!
01.04.08
Fränkische Schweiz, 1. April 2008 - Mehreren unabhängigen Quellen zufolge soll noch in diesem Sommer der Grundstein für eines der größten Bauprojekte Bayerns gelegt werden. Ort des beeindruckenden - aber auch umstrittenen - Spektakels ist das untere Wiesenttal bei Muggendorf. Dort will die neu gegründete KGW (Kraftwerksgenossenschaft Wiesenttal) einen Staudamm errichten, über den ab November 2009 rund 12.700 Haushalte mit Strom versorgt werden könnten.
Der Staudamm mit einer Höhe von 112,7 Meter ist unmittelbar östlich von Muggendorf geplant, ein Kraftwerk zur Erzeugung des "grünen Stroms" soll in diesem Zuge am Ortsrand von Muggendorf entstehen. Ein Win-Win Szenario für die Gemeinde Muggendorf: Zum einen sind dadurch deutlich höhere Einnahmen mittels Gewerbesteuern zu erwarten, zum anderen wird der Ort als europäsches (und mit "Leader plus" Mitteln gefördertes) Zentrum für Fliegenfischerei touristisch deutlich aufgewertet.
Leider gibt es mit Umsetzung dieses Jahrhundertprojektes auch Verlierer: Neben den talaufwärts liegenden Weilern Sachsenmühle und Stempfermühle wird es wohl auch der zu Gößweinstein gehörenden Ort Behringersmühle geflutet werden müssen, räumen die Kraftwerksbetreiber ein. Umsiedelungspläne werden in den Räten der betroffenen Gemeinden bereits ausgearbeitet.
Allerdings bietet sich dadurch einigen bisher abseits liegenden Dörfern auch eine große Chance. Burggaillenreuth etwa liegt dann unmittelbar am Ufer des neu entstehenden Wiesentsees und wird so zum beschaulichen Fischerdörfchen. Ab Juni 2009 sollen dort die ersten Fischereistege montiert werden. Und von Gößweinstein aus könnten Tauchexpeditionen in das dann überflutete Behringersmühle angeboten werden.
Naturschutzverbände schlagen unterdessen Alarm: Der ökologische Schaden, der entstünde, sei immens. Zahllose endemische Tier- und Pflanzenarten seien gefährdet, beispielsweise die Küchenschelle, das Habichtskraut oder der Seidelbast. Die ersten Demonstrationen und Mahnwachen in dieser Sache sind schon sind in Vorbereitung. "So streng darf man das nicht sehen," betont dagegen der MVV (Maritimer Vogel Verband), "immerhin besteht dadurch die begründete Hoffnung, den vom Aussterben bedrohten Seeadler in der Fränkischen Schweiz heimisch zu machen, der sich in idealer Weise mit dem Wanderfalken ergänzen könnte. Von der Ansiedelung unter Naturschutz stehender Algenarten und Nacktschnecken ganz zu schweigen."
Zudem würde sich die Belastung durch Straßenverkehr im Wiesenttal um ein Vielfaches reduzieren. Was aber genau mit der durch das Wiesenttal führende B 470 passieren soll, welche derzeit die oberfränkischen Städte Forchheim und Pegnitz verbindet, ist noch ungewiss. Im Gespräch sind - neben einer kompletten Einfriedung der Trasse - eine Untertunnelung des dann neu entstandenen Wiesentsees sowie eine kostspieligere Brückenlösung über den See. Die Kosten für die Trassenverlegung würde der Kraftwerksbetreiber zu 60% übernehmen, den Rest teilen sich Gemeinden, der Freistaat sowie der Bund.
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